Stationen

Donnerstag, 4. Februar 2010

Einfach sprechen

Nichts anderes will ich, als
dass ich einfach spreche,
dass mir zuteil werde diese Gnade

Denn selbst das Lied, wir haben
es befrachtet mit so vielerlei
Musik, dass es allmählich untergeht,
und unsere Kunst,
wir haben sie so sehr geschmücket,
dass zerfressen ist vom
vielen Gold ihr Antlitz,
und es ist Zeit, dass wir unsere
wenigen Worte sagen.

Weil unsere Seele morgen
Segel setzt.

Giorgios Seferis



2 Kommentare:

  1. Alles wunderbar, aber "Weil unsere Seele morgen Segel setzt" klingt doch wieder grade NICHT einfach. Außerdem: was soll hier die Seele. Es ist der Sensenmann, der morgen klingeln kann.

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  2. Für Seferis war es noch einfach, die Variabel seiner Ich-Zustände als im Aufbruch begriffen zu erleben und der erbärmlich armseligen, pseudorationalen, nichtssagenden Dürre des belanglosen, rationalistischen Zusammenlesens und -reimens ein elegantes, feierliches Bild der Würde und der vernehmenden Vernunft entgegenzuhalten. Nüchterner gesagt, muss man es auch mal aus der Sicht der Hinterbliebenen sehen: für die handelt es sich - phänomenologisch - beim Ableben einer sehr geschätzten, auratischen Person um eine schmerzliche, endgültige Abreise ins Ferne und den Beginn eines sehr lebendigen Erinnerungsprozesses.

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