Sonntag, 28. Februar 2010
Februus
Februus war der etruskische Gott des Todes und der Läuterung.
In der römischen Mythologie wurde sein Name zu Febris, und er erhielt heilkräftige Macht über die Malaria.
Die Wörter Februar und Fieber gehen also auf einen etruskischen Gott zurück (wie auch die germanischen Runen hòchstwahrscheinlich aufs etruskische Alphabeth zurückgehen).
Februarius war der Reinigungsmonat, die februa (-orum n) waren ein Reinigungs- und Sühnefest (eine Art Yom Kippur sozusagen), das im Februar stattfand.
Der März steht vor der Tür. Der Reinigungsmonat ist vorbei, wir sind hoffentlich alle geläutert, von mala aria geheilt und bereit für frische Luft.
Numa Pompilius
Das zugedeckte Pferd
Das Gegenteil war der Fall, wenn man ihn auf den Krieg ansprach, den er hinter der Linie verbracht hatte. Da musste man ihm Fragen stellen, und es war gar nicht mal leicht, sie so zu stellen, dass er begriff, was überhaupt man gerne gewusst hätte, insofern er sich in einer Welt der Selbstverständlichkeiten jenseits aller Fragestellung und Infragestellung aufhielt. Anschauliche Angaben konnte man eigentlich nur mit der Pinzette aus ihm herausholen.
Es gibt keine einzige wirklich farbige Erzählung zum Kriegsgeschehen aus seinem Mund. Die einzigen zwei Ausnahmen, die ein bisschen Pastell in seine grauen Andeutungen trug, sind seine Erzählung der allerletzten Kriegsmonate, als alles, was von Pferden befördert werden konnte, von Pferden befördert wurde, um Treibstoff zu sparen. Wie eine romantische Rückkehr in eine zeitlose Zeit, in der der Krieg noch das war, was er vor dem 20. Jahrhundert - mehr natürlich noch vor dem 19. - fast immer gewesen war: ein Geschehen am Rande, an den Grenzen, an einer Front, die zwar auch große Landstriche durchkämmen konnte, wie in Napoleons Kriegen, oder wie zum Beispiel dem 30-jährigen, aber kaum je ein Geschehen im gesamten Raum. Eine Zeit, in der Emil Spannocchis Ideen zur Raumverteidigung, die mich zur Zeit meiner Wehrdienstverweigerung beschäftigten, noch völlig unpassend und überflüssig waren.
Die andere Ausnahme betraf eine Geschichte, die er erzählte, als einmal Besuch aus Italien da war. Er habe seinen Vorgesetzten manchmal begleitet, wobei sie den verschneiten Apennin mehrmals überquert hätten. Das sei ein unbehagliches Gefühl gewesen, weil man in dem weißen Schnee so deutlich aus der Luft erkannt werden konnte. Bei dieser Erzählung kam auch sein damaliger Wunsch, an die Front zu kommen, zum Ausdruck, wodurch er seine Chancen, befördert zu werden, erheblich verbessert hätte. Aber er kam nie an die Front.
Er war damals in der Nähe von Terni. Terni liegt in Umbrien, sehr im Landinnern, fern von allem, in einer der wenigen italienischen Regionen, die keine Verbindung zum Meer haben; die Stahlfabriken der Kriegsindustrie befanden sich dort, aber dies erfuhr ich nicht von ihm, sondern erst viel später. Und er hatte dort einen "Fahrer". Was ein Fahrer sei, fragte ich ihn als Junge im Alter von etwa 12 Jahren, als er diese Geschichte erzählte. Es dauerte eine ganze Weile, bis unmissverständlich klar war, dass es sich um eine Art Kutscher handelte. Denn zuerst war ich durch mein Fragen, so ähnlich wie bei Robert Lembkes heiterem Beruferaten, bei "Chauffeur" angekommen. Aber da kam die Geschichte mit den Pferden und dem Treibstoff. Geweckt hatte mein Interesse ein Besuch bei diesem ehemaligen Fahrer während eines Ferienaufenthaltes in Schleswig Holstein.
Als ich ihn Jahre später einmal auf seinen Aufgabenbereich ansprach, um mir endlich einmal eine Vorstellung machen zu können, drückte er mir eine für Laien sehr wenig aufschlussreiche Beschreibung - eine Art Zusammenfassung der Dienstvorschriften - in die Hand, die der Bund ehemaliger Veterinäroffiziere herausgegeben hatte. Auch unschuldiges, unverfängliches, einfältiges Nachfragen stieß entweder auf wortkarge Unlust oder sogar auf Gereiztheit und blieb ohne Antwort.
Terni
Auf seinem Schreibtisch stand eine Tonplastik, die einen Soldaten zeigte, der fürsorglich ein liegendes, vielleicht sterbendes Pferd zudeckte, zu der er ebenfalls durch den Bund ehemaliger Veterinäroffiziere gekommen war. Entweder durch Kauf, oder als Geschenk für langjährige Mitgliedschaft.
Der Soldat, der hier dargestellt ist, ist eine Variante des Unbekannten Soldaten. Die Veterinäroffiziere sind die unbekannten Betrachter, für die diese Plastik geschaffen wurde. Sie identifizieren sich mit dem Soldaten in langem Wintermantel und Wehrmachthelm, mit seiner fürsorglichen Geste und mit dem leidenden Pferd, das in ihrem Leben die Rolle des schwachen, verwundeten Gedächtnisses spielt, das nicht mehr in der Lage ist aufzustehen, aufrecht zu gehen und - wie in Platons berühmtem Bild - dem Fuhrmann des tugendhaften Verstandes und der intellektuellen Redlichkeit zu gehorchen.
Smultronstallet-erdbeereck
Samstag, 27. Februar 2010
Oper
Und zwei Tage später...
"Der 'Moses' von Rossini kam abermals zur Sprache, und wir erinnerten uns gerne Goethes heiterer Erfindung von vorgestern. 'Was ich in Scherz und guter Laune über den Moses geäußert haben mag,' sagte Goethe, 'weiß ich nicht mehr, denn so etwas geschieht ganz unbewusst. Aber so viel ist gewiss, dass ich eine Oper nur dann mit Freuden genießen kann, wenn das Sujet ebenso vollkommen ist wie die Musik, so dass beide miteinander gleichen Schritt gehen. Fragt ihr mich, welche Oper ich gut finde, so nenne ich den 'Wasserträger'; denn hier ist das Sujet so vollkommen, dass man es ohne Musik als ein bloßes Stück geben könnte und mit Freuden sehen würde."
"Der Wasserträger" ist eine Oper des florentinischen Komponisten Luigi Cherubini. Ihr bekannterer Name ist heute Les deux journées, aber auch Le porteur d'eaux kommt noch vor. Librettist war Jean Nicolas Bouilly (der auch das Libretto für Léonore, ou L'amour conjugal, die Oper, auf die Beethovens Fidelio zurückgeht, schrieb)
Michael Kunzes Urteil über Oper im allgemeinen.
Freitag, 26. Februar 2010
Mendelssohn und Weaner Blut
Mendelssohn - Bartholdy wurde nach seinem Tod Opfer antijüdischer Propaganda. Den Beginn machte ausgerechnet Richard Wagner, der von den Kompositionen Mendelssohns stark beeinflusst worden war, mit seinem Pamphlet "Das Judenthum in der Musik", das erstmals 1850, drei Jahre nach dem Tod von Mendelssohn - Bartholdy, und dann erneut wieder 1869 erschien.
Da Wagner zum Zeitpunkt der zweiten Veröffentlichung bereits ein einflussreicher Komponist war, führte seine Auffassung zur Missachtung gegenüber dem Werk von Mendelssohn - Bartholdy in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (also während der Entwicklung und der Schaffensperiode Gustav Mahlers; diese Tatsache ist ein nicht unergiebiger Anknüpfungspunkt für Erörterungen der abendländischen Entwicklung in der musikalischen Ästhetik). In Anknüpfung an Wagner wurde dann die Aufführung der Werke von Mendelssohn - Bartholdy im Dritten Reich komplett unterbunden. Die deutschen Komponisten wurden zudem aufgefordert, musikalische Alternativen zu dem Werk "Ein Sommernachtstraum" zu schreiben, und in Leipzig wurde von den Nationalsozialisten in der Pogromnacht am 9./10. November 1936 die Mendelssohn ehrende Statue entfernt (und während des Zweiten Weltkriegs vermutlich eingeschmolzen).
Sie war nach einem Entwurf Werner Steins von Hermann Heinrich Howaldt ausgeführt worden und am 26. Mai 1892 enthüllt worden.
Am 18. Oktober 2008 fand mittlerweile die Einweihung einer detailgetreuen Nachbildung vor der Thomaskirche statt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Mendelssohn_(Familie)
Donnerstag, 25. Februar 2010
Albrecht Haushofer
Von Beruf war er politischer Geograf, Schüler und Mitarbeiter seines Vaters (Karl H.), dessen Gedanken starken Einfluss auf die nationalsozialistische Osteuropapolitik hatten.
Auch Albrecht Haushofer war als Berater der Hitlerregierung tätig (Auslandsdeutsche). Von der Weimarer Demokratie war er enttäuscht, und als die Hitlerzeit begann, schrieb er "Ich kann mit den neuen Leuten menschlich genauso wenig wie Erasmus von Rotterdam mit den Wiedertäufern".
Im Gefängnis Moabit schrieb er dieses Gedicht.
Ich trage leicht an dem, was das Gericht
mir Schuld benennen wird: an Plan und Sorgen.
Verbrecher wär ich, hätt ich für das Morgen
des Volkes nicht geplant aus eigener Pflicht.
Doch schuldig bin ich anders als ihr denkt,
ich musste früher meine Pflicht erkennen,
ich musste schärfer Unheil Unheil nennen -
mein Urteil hab ich viel zu lang gelenkt ...
Ich klage mich in meinem Herzen an:
ich habe mein Gewissen lang betrogen,
ich hab mich selbst und andere belogen -
ich kannte früh des Jammers ganze Bahn -
ich hab gewarnt - nicht hart genug und klar!
und heute weiß ich, was ich schuldig war ...
Der 20. Juli wurde zu recht zu einem besonderen Gedenktag. Aber man soll die Heldenhaftigkeit dieser Männer auch nicht überbewerten. Sie brauchten nicht nur sehr lange, um sich von Hitler, dessen Größenwahnsinn die führenden Köpfe der Wehrmacht angesteckt hatte, abzuwenden, sie brauchten dann noch einmal sehr lange, um sich zum "Tyrannenmord" durchringen zu können. Skrupel hatten sie nicht so sehr aus vernünftiger Skepsis, was die Unvorhersehbarkeit der weiteren Entwicklung anging oder aus grundsätzlicher Skepsis gegenüber der Diskrepanz die bei Attentaten meistens zwischen den Absichten und den tatsächlichen Folgen liegt, sondern aus purem Prinzipiendenken.
Ich habe seit meiner Jugend immer gedacht, dass ich Hitler wahrscheinlich ebenfalls auf den Leim gekrochen wäre. Aber wenn es mir gelungen wäre, mir ein klares, verlässliches Bild der Lage zu machen, hätte ich gewiss nicht die Skrupel gehabt, die diese auf Hitler vereidigten Offiziere Monate lang hegten. Wenigstens das kann ich von mir sagen.
In solchen Momenten wird gerade die Bibel zur Fundgrube.
Thomas von Aquin
Mittwoch, 24. Februar 2010
Wer hat die Kraft sich dies zu vergegenwärtigen?
Wenn man sich diese Mühe gemacht hat hingegen, fällt einem die "Unverständlichkeit" von Celans Gedichten wie Schuppen von den Augen, und man sieht einen Meister der Klarheit, der mit der Darstellbarkeit eines grauenhaften Erlebnisses ringt; man würde ihm am liebsten ständig unter die Arme greifen, so klar sieht man seine quälende Mühe.
Es gibt für diese Anstrengung einen Ausdruck bei den Chinesen, von dem Ernst Jünger berichtet: "man würde die Bedeutung dem Leser am liebsten mit einer Nadel auf die Augen ritzen" (Jünger in einem Brief an Hans Jonas, wenn ich mich recht entsinne). Diese Wendung erhält ihre Anschaulichkeit natürlich von den Ideogrammen der Chinesen, die bildhafter sind als unsere Schrift.
Das Seil, zwischen zwei
Köpfe gespannt, hoch oben,
langt, auch mit deinen Händen,
nach dem Ewigen Draußen,
das Seil
soll jetzt singen - es singt.
Ein Ton
reißt an den Siegeln,
die du erbrichst.
Dienstag, 23. Februar 2010
Montag, 22. Februar 2010
Henning von Tresckow
Mein Vater hatte einen engen Freund vom Militär (Taufpate meines Bruders). Gottseidank besuchten wir den einmal an einem 20. Juli und sahen nach dem Abendessen im Fernsehen die jährliche Dokumentation. Es war wohltuend zu erleben, wie ein ehemaliger Offizier und Freund meines Vaters ohne Anfechtungen in meiner und meines Vaters Gegenwart die Wahrheit sagte und noch ein paar Details hinzufügte, die nicht so bekannt waren. Erst 10 Jahre nach dem Vater meines Todes (bedeutungsvoller Lapsus, ein wahrer Lapsus lazuli), Verzeihung, nach dem Tode meines Vaters, als in der Zeitung ein Artikel über von Tresckow erschien, teilte meine Mutter mir mit, dieser Freund meines Vaters sei entfernt mit von Tresckow bekannt oder verwandt gewesen.
Man kann zu den damaligen Ereignissen fast nie kluge Gedanken lesen. Ich fand die bisher klügsten bei Michael Kunze, der einer der klarsten Köpfe in Deutschland ist, und dessen Urteil zum Zweiten Weltkrieg immer auf beispielhafte Weise wahrhaftig und unbestechlich ist:
"Zum Glück war Stauffenberg nicht bereit, sich selbst zu opfern. Deshalb scheiterte das Attentat. Wäre es geglückt, hätte Deutschland eine Militärdiktatur statt einer Demokratie bekommen."
http://storyarchitekt.blogspot.com/2009/01/stauffenberg.html
http://michaelkunze.blogspot.com/2010/01/innocent-by-usefulness.html
http://michaelkunze.blogspot.com/2010/02/red-as-blood.html
http://storyarchitekt.blogspot.com/2009/09/schandlich.html
Sonntag, 21. Februar 2010
Freitag, 19. Februar 2010
Albert Jacquard hatte also recht?
"Jede neue Wahrheit beginnt ihren Weg als Ketzerei und beendet ihn als Orthodoxie." zitierte der Rassenkundler Konrad Lorenz den Biologen Thomas Huxley schon vor 40 Jahren in seinen "8 Todsünden der zivilisierten Menschheit".. Die Genetik ist nun dabei, eine neue Orthodoxie zu errichten. Es ist dennoch nicht auszuschließen, dass in 100 Jahren, oder sehr viel früher, der Rassegedanke doch wieder Revanche fordert, weil die Datenmenge im Moment so ungeheuer anwächst, dass sie - wenn überhaupt, wenn überhaupt je - erst in nicht absehbarer Zeit zuverlässig ausgewertet werden kann, denn eine Hand voll menschlicher Genome sagen auch dann nur sehr wenig Endgültiges, wenn sie vollständig entschlüsselt sind. Das Argument mit der genetischen Distanz hatte, wie schon gesagt, bereits Jacquard vor langer Zeit in die Debatte geworfen. Die Frage, wie Tatsachen zu deuten sind, wird jedenfalls wie nie zuvor durch die Erkenntnisse befeuert, die in den nächsten Jahrzehnten emporquellen werden.
Vor zehn Jahren gelang es Wissenschaftlern eines Schwellenlandes - ich glaube Mexiko, David F. Horrobin zitiert den Fall in seinem Buch über die Schizofrenie - Mäuse zu züchten, die 10 mal intelligenter waren als alle anderen, und das obwohl nur 1 der 2 Gene ihren Stoffwechsel verändert hatten. Und Mechtersheimers Kumpane halten hartnäckig daran fest, ihre Zähne und Instrumente zu pflegen.
Thesen zum Rassismus
Man darf bei dieser Kontroverse nicht versäumen, sich vor Augen zu halten, dass es sich um Scheingefechte und/oder vernebelnde Rauchbomben handelt, insofern ihr eigentlicher Gegenstand - die Mentalitätsunterschiede - auf einer Ebene wirken - der Ebene der Kulturantropologie - , auf der die Konstanten zwar nicht so konstant sind wie die biologischen Genotypen, jedoch derartig unbeeinflussbar wirkend viele Generationen überdauern, dass die Unterscheidung für die politische Praxis hinfällig wird. Claude Levy Strauss knüpfte schon 1953 an diesen Gedanken an und schrieb eine Arbeit für die UNESCO, die mit dem Titel "Rasse und Geschichte" auch als Buch veröffentlicht wurde. Dieses Buch wird noch lange lesenswert bleiben.
Die Ergebnisse der Genforschung sind in ethischer Hinsicht irrelevant. Wirklich relevant für unser abendländisches Selbstverständnis ist die Tatsache (die sich letztlich nicht ohne unbeweisbare, sprich: in der Praxis dogmatische, Unerbittlichkeit verteidigen lässt), dass die Gleichheit wichtiger ist als die Unterschiede, egal, ob letztere kulturell oder biologisch bedingt sind. Desmond Tutu hat aus unserer Sicht in jedem Fall Recht.
Ein Tatbestand ist noch festzuhalten: Die Überzeugung, dass nicht nur individuellen Eigenschaften, sondern auch nationalen, ethnischen Eigenarten eine biologisch genetische Verankerung in unseren Genen zu Grunde liegt, ist derartig verbreitet und tief sitzend, dass man sie selber für einen in die DNA geschriebenen Befehl halten kann. Aufschluss hierüber kann man sich unter Umständen nur durch Gespräche in vertrauter Runde und gegebenenfalls durch indirekte, oblique Thematisierung machen. Nicht überall sprechen die Menschen, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist, jedenfalls nicht außerhalb Italiens oder Berlins. Und hier handelt es sich ja um ein Thema, das auch in Berlin, und gerade in Berlin, nicht unbefangen behandelt wird.
Aber meine Erfahrung ist wirklich die, dass - Albert Jacquard und Luigi Cavalli-Sforza seis geklagt - es keine konsequent nicht in biogenetisch denkenden Kategorien denkenden Menschen gibt. Besonders enttäuschend ist es, festzustellen, dass gerade bei militanten Antirassisten ein in Eigenschaften "des Bluts" denkender Gesprächspartner hervorkommt, wenn man nur ein bisschen am Lack kratzt. In über 30 Jahren Gesprächen über dieses Thema, mit Gesprächspartnern aus den unterschiedlichsten Erdteilen, bin ich insgesamt nicht mehr als drei Personen begegnet, die mit der intellektuellen Herausforderung, schlüssige und vor allem schlüssigere alternative Begründungen als die DNA zu erdenken, Ernst machten; und alle drei hatten internationale Erfahrung anthropologischer Verschiedenheit auf Grund eines persönlichen oligokulturellen Backgrounds.
Zu beobachten ist hingegen, dass je weiter man in Italien nach Süden kommt, es desto selbstverständlicher wird, in rassischen Kriterien und Kategorien zu denken und zu sprechen, egal, ob man über Pferde, Artischoken, Meeresfrüchte oder Menschen spricht. Spätestens in Sizilien wird es offen ausgesprochen. Und zwar nicht nur vom "Mann auf der Straße", sondern auch von pensionierten Neurologen.
Wie heißt es so schön in Neapel? "Wir sind keine Rassisten. Ihr seid keine Neapolitaner! Das ist das Problem!!"
Der Rassismus ist eins der zentralen identitäts- und konstitutionsbildenden Tabus, und es ist verständlich, dass besonders in Deutschland dieses Thema gescheut und unreflektiert gemieden wird, wie es auch verständlich ist, dass in Nordamerika poltische Korrektheit untrennbar mit Antirassismus verbunden ist, da Nordamerika sein Selbstverständnis auf dem Ausgang eines Sezessionskriegs aufbaut, der 600.000 Bürgern des eigenen Landes das Leben gekostet hat und bei dem es unter anderm um eine den Rassismus betreffende Frage ging. Aber es darf uns nicht darüber hinwegtäuschen, dass außerhalb des Tabubezirks Deutschland für den das amerikanische Selbstverständnis wie eine tröstende Schmusedecke der Gemeinsamkeit willkommen ist, keinerlei Hemmung besteht, Kulturen, die man nicht mag, nicht nur kulturell abzuetikettieren, sondern auch biologisch zu katalogisieren. Und die unbewusste kognitive Schizofrenie zu der Menschen fähig sind, die aus einem Teil der Welt ohne starke wissenschaftliche Tradition kommen, ist frappierend; besonders, wenn es sich um religiöse Menschen handelt.
Wir leben in einer Epoche, in der an die Stelle der Verwandtschaft die Leidensgenossenschaft treten sollte. Wenn man Pablo Neruda liest, ist dieses unausgesprochene Programm stets wie ein - außer den schönen Naturbeschreibungen - alles übergreifendes Thema in seiner Ambiguität präsent, als ein einer neuartigen Wertordnung verpflichtetes Thema, in welcher alle Menschen, Völker und Individuen gleich sind und alle so gleich miteinander verwandt sein sollen, dass Verwandtschaft keine Rolle mehr spielen kann. Jetzt wurde dieses Thema durch die Ergebnisse eines texanischen Instituts für Humangenetik auf eine vernünftigere und ernster zu nehmende Weise belebt, als es die vermessenen Träume eines Dichters, der Stalins Verbrechen verharmloste, je sein konnte.
Aber wir wissen viel zu wenig, um endgültige Urteile fällen zu können. Wir sind nur im Moment berauscht von der Nachricht, dass es inzwischen gelingt, ganze Genome Base für Base aufzuzeichnen, aber wir wissen viel zu wenig, zum Beispiel darüber, wie Gene bestimmte andere Gene unter ganz bestimmten Voraussetzungen erst aktivieren und wie Erziehung diese Aktivierung beeinträchtigen könnte. Wir werden wahrscheinlich nie genug wissen, um den unbegrenzbaren Spekulationen über unser Gehirn Einhalt zu gebieten. Es wird gerade bei diesem Thema immer nur Denkschulen geben und nie Gewissheit, und ich hoffe natürlich, dass sich diese meine Überzeugung, die ich für eine Einsicht halte, immer wieder durchsetzen wird. Ich glaube jedenfalls nicht, dass das Bestreben, Verwandtschaft durch Leidensgenossenschaft zu ersetzen die Menschen davon abhalten wird, in Kategorien der Verwandtschaft und "des Bluts"zu denken, oder dass es sie dazu veranlassen kann, die Seelenverwandtschaft für reine Software zu halten. Vor allem nicht bei Völkern, die unserer technisch wissenschaftlichen Zivilisation mit ambivalenten Gefühlen von Neid und gleichzeitiger Ablehnung gegenüberstehen und der Überzeugung sind, wir seien ihnen etwas schuldig.
Nachtrag vom 22.2.2010
Hier ist ein, diesmal wirklich hervorragender, Artikel aus der FAZ, von Jörg Albrecht und Sonja Kastilan, in dem bereits anklingt, wie es weitergeht: Nachdem Jacquard seit Jahrzehnten auf phänotypische Differenzen hinweist, die den Begriff "Rasse" aus biologischer Sicht obsolet machen, für die man aber erst noch genotypische Entsprechungen wollte, um Jacquards Meinung zu zustimmen, fand man nun eine Unmenge von genotypischen Eigenheiten, aber man kann ihnen noch keine phänotypischen Erscheinungsformen zuordnen.
FAZ
Israel's Ambassador to the United States
Donnerstag, 18. Februar 2010
Analogieverbot - IN VINO VERITAS
Was macht die Aufhebung des Analogieverbots eigentlich so bedenklich?
Ein Rechtsstaat, der das Analogieverbot aufhebt, hört in der Praxis bald auf, ein Rechtsstaat zu sein, weil sich das Gleichgewicht zwischen Rechten und Pflichten zu Gunsten eines Übergewichts der Pflichten verschiebt. Gesetzesverletzungen werden bald als Pflichtverletzungen geahndet, die Gesetzgebung verliert ihre vorrangige Bedeutung, die Urteilsfindung wird pragmatisch und willkürlich, der Volksgerichshof taucht früher oder später als "Maßnahme" auf; und dann ist es nur noch ein Katzensprung zu Arbeits- und anderen Lagern.
http://de.wikipedia.org/wiki/Behemoth_(Franz_Neumann)
Mittwoch, 17. Februar 2010
Guter Kommentar von Chris Bateman zu Christopher Bookers Buch über die 7 Grundgeschichten
Booker’s prose style is very readable, and his plot summaries are wonderfully written if occasionally trivially inaccurate - but sadly he doesn’t seem to know how to get a point across concisely. For my own benefit, I wanted to catalogue Booker’s basic plot patterns, and so I’m providing them here in case they are of interest to anyone else. These aren’t my ideas, so don’t shoot the messenger!
For reference, Booker believes we tell stories as a mechanism of passing a model for life from generation to generation; that in essence, all stories are archetypal family dramas, and that their core message is that we must resist selfish evil (Booker doesn’t use this term, preferring ‘ego-centred’, according to his Jungian framework). I find this a lovely belief system, although it will likely be quite unpalatable to those who idolise testability.
What follows are the skeletons of his ‘seven basic plots’. The word ‘plot’ as used by Booker may give people pause, as he does not use it to mean the literal events of the story, but rather the symbolic events of the story, and note that not every story follows the template perfectly. In this regard, I prefer the term ‘meta-plot’ - indicating a degree of abstraction between how we usually use plot, and how it is employed in the book. Also, I am purposefully providing only the minimum amount of detail - I am recording it here for reference, I do not expect these notes to be wholly sufficient to understand Booker’s models. If you want any more information, please check the book rather than asking me.
My thanks to Ben for loaning me the book in the first place.
The Basic Meta-plot
Most of the meta-plots are variations on the following pattern:
- Anticipation Stage
The call to adventure, and the promise of what is to come. - Dream Stage
The heroine or hero experiences some initial success - everything seems to be going well, sometimes with a dreamlike sense of invincibility. - Frustration Stage
First confrontation with the real enemy. Things begin to go wrong. - Nightmare Stage
At the point of maximum dramatic tension, disaster has erupted and it seems all hope is lost. - Resolution
The hero or heroine is eventually victorious, and may also be united or reunited with their ‘other half’ (a romantic partner).
There are some parallels with Campbell’s Heroic Monomyth, but his pattern is more applicable to mythology than to stories in general.
Overcoming the Monster (and the Thrilling Escape from Death)
Examples: Perseus, Theseus, Beowulf, Dracula, War of the Worlds, Nicholas Nickleby, The Guns of Navarone, Seven Samurai/The Magnificent Seven, James Bond, Star Wars: A New Hope.
Meta-plot structure:
- Anticipation Stage (The Call)
- Dream Stage (Initial Success)
- Frustration Stage (Confrontation)
- Nightmare Stage (Final Ordeal)
- Miraculous Escape (Death of the Monster)
Rags to Riches
Examples: Cinderella, Aladdin, Jane Eyre, Great Expectations, David Copperfield
Dark Version: Le Rouge et Le Noir (1831), What Makes Sammy Run? (1940)
Meta-plot structure:
- Initial Wretchedness at Home (The Call)
- Out into the World (Initial Success)
- The Central Crisis
- Independence (Final Ordeal)
- Final Union, Completion and Fulfilment
The Quest
Examples: The Odyssey, Pilgrim’s Progress, King Solomon’s Mines, Watership Down
Meta-plot structure:
- The Call (Oppressed in the City of Destruction)
- The Journey (Ordeals of the Hero/Heroine & Companions)
May include some or all of the following:
a. Monsters
b. Temptations
c. The Deadly Opposites
d. The Journey to the Underworld - Arrival and Frustration
- The Final Ordeals
- The Goal (Kingdom, Other Half or Elixir won)
Voyage & Return
Examples: Alice in Wonderland, Goldilocks and the Three Bears, Orpheus, The Time Machine, Peter Rabbit, Brideshead Revisited, The Rime of the Ancient Mariner, Gone with the Wind, The Third Man (1948)
Meta-plot structure:
- Anticipation Stage (‘Fall’ into the Other World)
- Initial Fascination (Dream Stage)
- Frustration Stage
- Nightmare Stage
- Thrilling Escape and Return
Comedy
Comedy is dealt with by a less rigid structure. In essence, the comedy meta-plot is about building an absurdly complex set of problems which then miraculously resolve at the climax. There is much discussion of how the comedy plot has developed over time:
Stage one: Aristophanes
Stage two: ‘The New Comedy’ (comedy becomes a love story)
Stage three: Shakespeare (plot fully developed)
Comedy as real life: Jane Austen
The plot disguised: Middlemarch, War and Peace
The plot burlesqued: Gilbert & Sullivan, Oscar Wilde
Meta-plot structure:
- Under the Shadow
A little world in which people are under the shadow of confusion, uncertainty and frustration and are shut up from one another. - Tightening the Knot
The confusion gets worse until the pressure of darkness is at its most acute and everyone is in a nightmarish tangle. - Resolution
With the coming to light of things not previously recognised, perceptions are dramatically changed. Shadows are dispelled, the situation is miraculously transformed and the little world is brought together in a state of joyful union.
Tragedy
Examples: Macbeth, The Picture of Dorian Gray, Carmen, Bonnie & Clyde, Jules et Jim, Anna Karenina, Madame Bovary, Julius Caesar
Meta-plot structure:
- Anticipation Stage (Greed or Selfishness)
- Dream Stage
- Frustration Stage
- Nightmare Stage
- Destruction or Death Wish Stage
Rebirth
Examples: Sleeping Beauty, The Frog Prince, Beauty and the Beast, The Snow Queen, A Christmas Carol, The Secret Garden, Peer Gynt
Meta-plot structure:
- Under the Shadow
A young hero or heroine falls under the shadow of a dark power - The Threat Recedes
Everything seems to go well for a while - the threat appears to have receded. - The Threat Returns
Eventually the threat approaches again in full force, until the hero or heroine is seen imprisoned in a state of living death. - The Dark Power Triumphant
The state of living death continues for a long time when it seems the dark power has completely triumphed. - Miraculous Redemption
If the imprisoned person is a heroine, redeemed by the hero; if a hero, by a young woman or child.
Dark Versions
All of the above plots have dark versions, in which the ‘complete happy ending’ is never achieved because of some problem. The only exception is Tragedy, which is already the ‘dark’ version.
New Plots
Two additional plots are presented which are outside of the basic seven listed above. Note that the existence of general patterns of plot is not intended to mean that no other plots are possible.
Rebellion Against ‘The One’
A solitary hero/heroine finds themselves being drawn into a state of resentful, mystified opposition to some immense power, which exercises total sway over the world of the hero. Initially they feel they are right and the mysterious power is at fault, but suddenly the hero/heroine is confronted by the power in its awesome omnipotence. The rebellious hero/heroine is crushed and forced to recognise that their view had been based only on a very limited subjective perception of reality. They accept the power’s rightful claim to rule.
Example: The Book of Job
Dark version: Brave New World, Nineteen Eighty-Four
The Mystery
Begins by posing a riddle, usually through the revelation that some baffling crime has been committed. Central figure unravels the riddle.
Examples: Bel and the Dragon, Sir Arthur Conan Doyle, Agatha Christie
Archetypes
In addition to patterns of plots, there is a pattern of characters provided according to Jungian principles. These archetypal characters are as follows:
Negative (centred on Jungian Ego i.e. "evil"):
Dark Father, Tyrant or Dark Magician
Dark Mother, Dark Queen or Hag
Dark Rival or Dark Alter-Ego
Dark Other Half or Temptress
Positive (centred on Jungian Self i.e. "good"):
Light Father, Good King or Wise Old Man
Light Mother, Good Queen or Wise Old Woman
Light Alter-Ego or Friend and Companion
Light Other Half (light anima/animus)
Note: Booker uses ‘witch’ where I use ‘hag’, for reasons that will be apparent to most readers.
Three other archetypes are referenced:
The Child
The Animal Helper
The Trickster
Additional Concepts
The Complete Happy Ending
In the regular versions of the meta-plots, if all that is ego-centred becomes centred instead on the Self (i.e. if all characters are redeemed), the result is a 'complete happy ending'. In the dark versions of the story, the ending is generally tragic and disasterous - both are considered to be following the same meta-plot. It is also possible for stories to contain elements of both approaches.
The Unrealised Value
The chief dark figure signals to us the shadowy, negative version of precisely what the hero or heroine will eventually have to make fully positive in themselves if they are to emerge victorious and attain 'the complete happy ending'. Therefore, the villain metaphorically represents what the hero or heroine will conquor both within themselves, and in the world of the story.
Above and Below the Line
In general, (and especially in comedy) there is a dividing line in effect. Above the line is the established social order, and below the line are the servants, ‘inferior’ or shadow elements. The problem originates ‘above the line’ (e.g. with tyranny) but the road to liberation always lies ‘below the line’ in the ‘inferior’ level.
Below the line can also be represented as a ‘shadow realm’, containing the potential for wholeness. In the conclusion of the story, elements may ‘emerge from the shadows’ to provide resolution.
Ganz einfach
Dienstag, 16. Februar 2010
Montag, 15. Februar 2010
Merk-würdig
Sonntag, 14. Februar 2010
Guido Bertolaso
Samstag, 13. Februar 2010
Jan Palach
Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, ob die vielen Opfer nur auf uns Menschen des Westens inflationierende Wirkung hat und auf muslimische Bevölkerungsmassen auch eine ganz andere Wirkung haben könnte.
Wer ist bereit für die Demokratie zu sterben?
Programm
Freitag, 12. Februar 2010
Raoul Schrott
"Dichter klauen wie die Elstern ihre Silberlöffel" sagt Schrott. Homer klaute im Alten Testament, in alten Mythen Anatoliens und in der damals gerade aktuellen Literatur aus Mesopotamien.
Schrotts Einleitung zur Ilias die einen sehr guten Überblick ermöglicht.
Die ZDF-Dokumentation
Und eine Zusammenfassung von terra-x.ZDF
Franca Masu
Donnerstag, 11. Februar 2010
Christ sein nach Erasmus
Mittwoch, 10. Februar 2010
Nur zwei Dinge
La meglio gioventù
Dienstag, 9. Februar 2010
Les uns et les autres - Bolero, von Claude Lelouch
After 9/11 - The Who
Montag, 8. Februar 2010
Sonntag, 7. Februar 2010
Olivier Messiaen
Serge Gainsbourg
Cheveux châtains
Jane B.
Anglaise
De sexe féminin
Âge : entre vingt et vingt et un
Apprend le dessin
Domiciliée chez ses parents
Yeux bleus
Cheveux châtains
Jane B.
Teint pâle, le nez aquilin
Portée disparue ce matin
À cinq heures moins vingt
Yeux bleus
Cheveux châtains
Jane B.
Tu dors au bord du chemin
Une fleur de sang à la main