Stationen

Samstag, 28. Februar 2015

Die Palmenlinie rückt nach Norden


Der Dichter Abu-Hatem es Segestani
- aus Persien, oder Sizilien (darüber
wurde man sich noch nicht einig) -
schrieb ein langes Loblied auf die Palme:

von Gottes Hand geformter Baum,
Abbild des Menschen,
wie der Mensch Abbild Gottes ist.
Vortrefflicher Baum,
der dem Schritt des Islam folgt,
dem Gläubigen eine Gabe,
wird er spenden milden Schatten

den schwarzäugigen, keuschblickenden Jungfrauen im Paradies,
deren Nacktheit in den Händen des wahren Gläubigen fließen wird.


Die Wissenschaftler
sagen, die Palmenlinie hat
nichts mit dem Vormarsch des Islam zu tun,
aber sie verschiebt sich jedes Jahr 500 Meter
nach Norden.
Was mich betrifft,
würde ich nicht beschwören,
dass diese Verschiebung nichts mit dem Islam
zu tun hat, und dass die Palmenlinie jedes Jahr
nur 500 Meter nach Norden rückt.
Es sind wahrscheinlich mehr.
Mal verharrt sie eine Weile...
Mal rückt sie weiter...

Leonardo Sciascia (1970)




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