Stationen

Sonntag, 30. Januar 2011

Überblick

Nektar des Gedankenschwarms

Kalenderblatt

Nektar

Republikflucht

Kalenderblatt

http://de.wikipedia.org/wiki/Ungesetzlicher_Grenzübertritt

http://en.wikipedia.org/wiki/Republikflucht




Zwei Dinge sind immer noch besonders ärgerlich und sollten nicht so schnell vergessen werden: 1. die anmaßende Blindheit, mit der selbst kluge Köpfe der Linken in den 70-er Jahren diejenigen als faschistisch abstempelten (die noch dazu meist Arbeiter waren), die ihnen "Geh doch rüber" entgegenhielten. Und 2. die ebenso blinde und ebenso unlautere Haltung, mit der Sharons Mauer in Israel tatsächlich sofort mit der Berliner Mauer verglichen wurde. Wiederum von einer Linken, deren ideologische Unverfrorenheit zu übertreffen immer noch ein hoffnungsloses Unterfangen ist. Die Berliner Mauer war so absurd, dass ich als Kind jahrelang an meinem eigenen Verstand zweifelte, weil ich ihren Sinn nicht verstehen konnte (und feststellte, dass es unter meinen Bekannten Menschen gab, die die Kritik an der Mauer als eine Zumutung empfanden und Fluchthelfer als Menschenhändler bezeichneten...). Sharons Mauer hingegen wurde nicht zum Zweck, die eigenen Bürger einzusperren gebaut, sondern um die eigenen Bürger zu schützen und ein Zeichen zu errichten, das aller Welt zeigt, wie verzweifelt die Lage ist.

& Immer wieder

"Nihil tam absurde dici potest, quod non dicatur ab aliquo philosopho." Cicero

Immer wieder

"Alles Gescheite ist schon einmal gedacht worden; man muss nur versuchen, es noch einmal zu denken." Goethe - Sprüche in Prosa

Samstag, 29. Januar 2011

Leserspektrum

Spektrumsleser

Was soll man davon halten?



Der YouTubekanal, wo ich dieses Video fand, wirkt seriös auf mich. Also, was soll man hiervon halten?

Der Anfang der nuklearen Kette ähnelt einer Terra incognita. Über dem Uranerzbergbau liegt seit fünfundsechzig Jahren ein Geflecht aus Geheimhaltung und Desinformation. Weltweit und bis heute. Selbst in den jüngsten Debatten über die Atomkraft spielen die verheerenden Folgen des Uranerzbergbaus keine Rolle.

Deutschland, einst drittgrößter Uranproduzent der Welt, hätte allen Grund zur Sensibilität. Doch die Regierung beschließt, die Laufzeit der Atomkraftwerke zu verlängern. In einer Zeit der neuen nuklearen Euphorie nimmt der Film den Zuschauer mit auf eine Reise, die von den ehemaligen ostdeutschen Uranprovinzen Thüringen und Sachsen zu den großen Uranminen der Welt in Namibia, Australien und Kanada führt.

Gorleben, Majak und Lubmin: Alle drei Orte sind in diesen Tagen Synonyme für die ungelöste Frage der Endlagerung von Atommüll. Dass aber bereits beim Abbau von Uranerz radioaktiver Müll in nicht zu bewältigender Menge zurückbleibt, ist weitgehend unbekannt. Diesem Thema widmet sich die neue Langzeit-Kinodokumentation "Yellow Cake - Die Lüge von der sauberen Energie" von Joachim Tschirner.

Von Sachsen und Thüringen nach Namibia, Kanada und Australien: Bis 1990 existierte in Sachsen und Thüringen der drittgrößte Uran-Produzent der Welt. Er trug den Tarnnamen sowjetisch-deutsche Aktiengesellschaft WISMUT.

Appell an Umweltverbände: Den Uranerzbergbau nicht vergessen! In der Diskussion bedankte sich Tschirner bei den anwesenden Umwelt-Verbänden und Anti-Atom-Gruppen, die seiner Einladung gefolgt waren und im Foyer über ihre eigene Arbeit informierten. "Ihr beharrliches Engagement zeigt, dass es sich lohnt, gegen die mächtigen Interessen der Atomlobby vorzugehen."

Joachim Tschirner wünscht sich, dass die Anti-Atom-Bewegung in Zukunft das bisher eher stiefmütterlich behandelte Thema Uranerzbergbau stärker in den Fokus nimmt: "Ich würde mir wünschen, dass die deutschen Umweltverbände stärker mit ausländischen Gruppen zusammentun, die in den Uranabbauländern gegen bestehende und neue Uranminen kämpfen." so der Filmemacher, der den 108-minütigen Dokumentarfilm mit seiner Produktionsfirma "Um Welt Film" im Selbstverleih herausbringt.


Der Film "Yellow Cake - Die Lüge von der sauberen Energie" läuft in ausgewählten Kinos. Aktuelle Kinotermine: http://www.yellowcake-derfilm.de/site/termine.html


Jede Gruppe, die den Film "Yellow Cake - Die Lüge von der sauberen Energie" in ein Kino vor Ort bringen und eine Filmvorführung mit lokalen Aktionen gegen Atomkraft verknüpfen will, wird nach Kräften unterstützt. Interessierte Gruppen können mit dem Umweltfilm-Verleih per E-Mail in Kontakt treten: yellowcake@umweltfilm.de.

Wolfgang Döblin



http://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Döblin

Relativitätspraxis



Geschichte



http://de.wikipedia.org/wiki/Gladio

http://en.wikipedia.org/wiki/Gladio

Donnerstag, 27. Januar 2011

Wundervolle Heiterkeit



Selig werden soll jeder nach seiner Facon, seelig!

http://de.wikipedia.org/wiki/Cat_Stevens




Morning has broken, like the first morning
Blackbird has spoken, like the first bird
Praise for the singing, praise for the morning
Praise for them springing fresh from the world

Sweet the rain's new fall, sunlit from heaven
Like the first dewfall, on the first grass
Praise for the sweetness of the wet garden
Sprung in completeness where his feet pass

Mine is the sunlight, mine is the morning
Born has the sunlight and shaped every eye
Praise with elation, praise every morning
Try and imagine it were the first day

Morning has broken, like the first morning 
Blackbird has spoken, like the first bird 
Praise for the singing, praise for the morning 
Praise for them springing fresh from the world 

Wikileaks



Die Aufregung um WikiLeaks könnte doch mal ein guter Anlass sein, sich die Medienpersönlichkeiten genauer anzusehen, die sonst so entscheiden, welche Themen aufgeblasen und welche vertuscht werden. Rupert Murdoch, Friede Springer, der Holtzbrinck-Clan, die Familie Sulzberger, Rush Limbaugh, Stefan Aust, Hubert Burda usw. Und vor allem sollte man einmal unsere Fernsehanstalten unter die Lupe nehmen, sowohl die privaten wie die öffentlichen. Wer entscheidet, was gesendet wird und was nicht? Was produziert wird und was nicht??

http://storyarchitekt.blogspot.com/2009/10/filmmisere.html
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Was für ein Selbststverständnis haben eigentlich diese Menschen, welche ideologischen Prägungen bringen sie mit, welche politischen Interessen vertreten sie? Was macht die Familie? Sind alle gesund? Kann es sein, dass das Niveau ihrer Medienprodukte irgendwas mit ihrer Persönlichkeit zu tun hat?
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Hätten wir angesichts der Macht dieser Personen nicht Grund, jeden Tag darüber ausführliche Reportagen und Porträts zu lesen?

Ich lebe in Italien und kann versichern, dass man nicht nur außerhalb Italiens über die Medienmacht Berlusconis informiert ist. Aber nur außerhalb Italiens scheint man übersehen zu haben, dass Berlusconis Opposition während ihrer Regierungszeiten es mehrmals versäumt hat, der abnormen italienischen Situation gesetzlich Abhilfe zu schaffen. Und noch etwas kann ich versichern: dass die Meinungsvielfalt, seit Berlusconi Politik macht, zu jedem Zeitpunkt in Italien größer war als in Deutschland. Dass diese Tatsache in Deutschland nie Beachtung findet, spricht Bände über die Borniertheit, vor der journalistische Professionalität offensichtlich nicht bewahren kann in Deutschland. Bevor jetzt jemand hierin die berühmt berüchtigte deutsche Borniertheit zu sehen versucht, möchte ich unterstreichen, dass es sich dabei in keiner Weise um etwas spezifisch Deutsches handelt. Wir sind nur genauso borniert wie alle andern auch, obwohl wir durch die Mittellage in Europa eigentlich an die Vielfalt der Blickwinkel gewöhnt sind und etwas skeptischer sein sollten und besser daran täten, uns ein paar kluge Gedanken darüber zu machen, was in Europa und sonstwo heute alles für Raison d´etres da und dort im Brustton der Überzeugung beteuert werden und mit welchen Kriterien und unter welchen kognitiven Bedingungen dies geschieht.
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Warum interessieren sich alle Qualitätsjournalisten für Herrn Assange und Berlusconi und keiner für Rupert Murdoch? Woher kommt dieses Missverhältnis?

http://persciun.blogspot.com/2011/01/freibeuter.html

Walze



Das Land, wo die Zitronen glühen

http://persciun.blogspot.com/2011/01/bin-ent-laden.html

Mittwoch, 26. Januar 2011

Casanova



Dokumentation von La7 - auf italienisch

"Was sonst ist die Liebe, wenn nicht eine besondere Art kurios zu sein?" Giacomo Casanova

In italienischen Dokumentationen wird Casanova immer verherrlicht. Italien ist das Land von Casanova, Lorenzo da Ponte, Rigoletto und Berlusconi. Um einen Eindruck davon zu bekommen, muss man versuchen, sich vorzustellen, August der Starke sei der deutsche Volksheilige.

Interessant an Casanova ist, dass er bei seinen zahlreichen Liebesabenteuern nicht nur sehr viel Samen vergoss, sondern auch sehr viel Gefühl. Versuchen wir einen Augenblick lang aus unserer nordamerikanisch-nordeuropäischen Optik herauszutreten und Casanova nicht als Sexaholic abzustempeln, sondern als Specimen einer katholisch-mediterranen Kultur ernst zu nehmen, die mit den Osmanen und dem Emirat von Sizilien mehr Gemeinsamkeiten hat als mit Brandenburg oder Wittenberg..

Er war sehr oft und dabei tief verliebt. Aber selbst tiefe Verliebtheit kann sehr oberflächlich sein, wenn sie auf Grund der gesellschaftlichen Konventionen konsequenzlos bleiben darf. Immerhin war Casanova aus freien Stücken seinen Geliebtinnen (darf ich dieses Wort prägen in der Ära des Gendermainstreaming?) gegenüber immer sehr großzügig, egal ob er nur ein paar Stunden oder Tage in sie verliebt war oder Wochen und Monate lang oder (manchmal) Jahre. Er goss Samen, Gefühle und Geld aus.

Casanova hat viele Gemeinsamkeiten mit Lorenzo Da Ponte. Beide waren katholische Priester. Casanova war noch italienischer als Da Ponte (der schließlich Jude war). Bei der Uraufführung von Mozarts und Da Pontes Don Giovanni, saß Casanova im Prager Nationaltheater. Man munkelt, Da Ponte habe nicht nur eigene Erfahrungen im Libretto verarbeitet, sondern sich auch von Casanova helfen lassen.

3000 Seiten Memoiren! Hier eine Auswahl - lesenswert

Aber man sollte eine zeitgemäßere Auswahl lesen oder in der Gesamtausgabe schmökern.

Am interessantesten bei diesem Thema ist, wie sehr die Wirklichkeit sich wissenschaftlichem Zugriff entziehen kann. Die Experimentalpsychologie hat bewiesen, dass Frauen zwar zu einem One-Night-Stand zur Verfügung stehen können, aber nicht schon am ersten Abend. Ich habe aber selbst erlebt, wie diese wissenschaftliche Erkenntnis in der Praxis von Nachfolgern Casanovas widerlegt wurde. Ich kenne zwei ehemalige Fallschirmspringer, deren Hobby Sportflug ist. Die beiden machten irgendwann ein Restaurant auf, in welchem sie persönlich die Gäste bedienten und die Damen - sogar im Beisein ihrer Begleiter - hofierten. Ich habe die eine oder andere in Tränen der Rührung aufgehen sehen, weil ihr mit dem Kugelschreiber ein improvisiertes Gedicht neben den Teller auf die Stofftischdecke geschrieben wurde, und ich habe gesehen, wie die Damen, von soviel viriler Unbefangenheit überwältigt, die beiden Galans willig - zwischen Pasta und Hauptgang auf dem Weg zur Toilette abgefangen - für einen Quickie begleiteten, obwohl man sich gerade erst kennengelernt hatte. Und zwar nicht nur ab und zu, sondern als Sport, der jeden Abend ausgeübt wurde, wobei es darum ging, wer die meisten Quickies pro Abend erzielte. Es gibt in der ganzen Welt kein Institut für Sozialpsychologie oder Experimentalpsychologie, das diese Untersuchungsergebnisse zu Tage fördern könnte, und in Amerika schon gar nicht.

Selbst Reyhan Şahin wirkt neben dieser Art von Einblicken nicht nur daneben, sondern etwas blass.

Mir fällt ein, was mir mein (italienischer) Friseur einst sagte: der Journalist Indro Montanelli habe einmal gesagt, Kellner und Friseure seien früher nicht berechtigt gewesen, als Zeugen auszusagen, weil sie zu gut über die wahren Begebenheiten und Umstände im Hause ihrer Herrschaft Bescheid wussten. Übrigens wurden durch dieses Gesetz vor allem die Friseure und Hausdiener geschützt, um sie nicht in eine unhaltbare Konfliktlage zu bringen. Genau wie man heute als Verwandter oder Verschwägerter zur Verweigerung der Zeugenaussage befugt ist, galten früher in Italien auch Bedienstete als Familienmitglieder, denen die Aussagepflicht nicht zugemutet werden konnte.

Um sich andere Aspekte des Alltags von einst halbwegs zu vergegenwärtigen, die wir in unserem - von Experimentalpsychologen und anderen Daseinsexperten vermittels "allgemeingültiger Erkenntnisse" bis zur Unkenntlichkeit verzerrten - Weltbild kaum noch in der Lage sind, uns auch nur vorzustellen, empfehle ich wärmstens die Lektüre von Joachim Fests Buch "Im Gegenlicht".

Sonntag, 23. Januar 2011

Freibeuter

Papier ist geduldig. Letzten Endes ist das Einzige, was ein Staatswesen stabilisieren kann, der Konsens. Von Zeit zu Zeit bieten sich für die Menschheit neue Freiräume, die anfangs wie Paradiese aussehen und später zu Freibeuterparadiesen werden. Es ist kein Zufall, dass das Internet immer mit dem Ozean verglichen wird, und wie damals in der Karibik geschehen, hat man auch heute den Eindruck, dass der Konsens über recht und billig am Ausfransen ist. Bald kann man im Internet wahrscheinlich alle Spielarten dessen finden, was sich als Analogie bereits einmal abspielte, als sich auf den Meeren auch diejenigen bekämpften, die sich auf dem Festland an die feste Grundlage von Vertragen gebunden fühlten. Es hat wenig Sinn, sich über diesen Widerspruch, der alle zur Heuchelei anregt, zu wundern und moralisch zu ereifern, denn jedem Medium wohnt eine Gesetzmäßigkeit inne, die entsprechende Figuren hervorbringt. Die NATO wird in zunehmendem Maße die Bekämpfung von Cyberattacken koordinieren, und Wikileaks ist vielleicht der Beginn einer Cybergewerkschaft. Freiräume haben aber nicht nur das verbindende Element der Gemeinsamkeiten, es gibt auch Unterschiede zwischen Ozean und Internet. Worin diese Unterschiede bestehen, wissen wir bisher nicht genau, wir wissen nur, dass sie groß sind und durch diese Größe wiederum zum Bild der Ozeanik mitbeitragen und andererseits, dass das Internet eben ein Netz ist, und dass man Netze im Gegensatz zu Ozeanen auch zusammenziehen kann. Diese Unterschiede genauer zu verstehen, ist die Aufgabe unserer Zeit. Entscheidend dabei wird sein, zuverlässig zu definieren, wer als Feind und wer als Freund anzusehen ist.

Kaperbrief

Letter of marque

Wühlender Roland

Der neue Stasiaktenbeauftragte Roland Jahn

Donnerstag, 20. Januar 2011

Naturam expellas furca, tamen usque recurret - Horaz (Epistolae I, 10, 24)



http://de.wikipedia.org/wiki/Saint_John_Coltrane_African_Orthodox_Church

http://de.wikipedia.org/wiki/Saint_John_Coltrane_African_Orthodox_Church



Man kann Irrglauben, Aberglauben und Irrationalität nicht beseitigen, man kann nur versuchen, ihnen eine Form zu geben (oder zu lassen), die halbwegs handhabbar ist und zivilisiert werden und bleiben kann: gekämmt, gebändigt, verwaltet und vielleicht sogar bewirtschaftet.



Wie beschränkt Reggaefans und Reggaemusiker, denen jede Form moderner staatlicher Autorität verhasst ist, gleichzeitig aber durch Dreadlocks ihre Verbundenheit mit Ras Tafari bekunden, sein müssen, sei nur am Rande erwähnt. Die scheinbar gut gemeinten Heucheleien, die sich um eine Figur wie Manu Chao ranken, die aber auch nicht besser sind als andere Heucheleien, wurzeln in diesen Widersprüchen.

Vare, Vare, redde mihi colonias!

Taubstummblind



Lilli Palmer sagte 1983 in einer Radiosendung der Deutsche Welle, die ich damals (da gab es noch kein Internet) über Kurzwelle morgens in Sardinien hörte, als sie eine Taubstummblinde kennengelernt habe, die Leiterin eines Heimes für Taubstummblinde geworden war, habe sie begriffen, dass niemand das Recht hat, sich zu beklagen.

Als Deutscher danke ich einer Jüdin für diese Worte voller Würde und gewissenhafter Zurückhaltung, aber ich verlöre meine eigene Würde als Deutscher, wenn ich ihr rückhaltlos in aller Öffentlichkeit zustimmen sollte.

http://de.wikipedia.org/wiki/Taubstummblind

http://de.wikipedia.org/wiki/Helen_Keller

Das Leben von Hertha Schulz

Montag, 17. Januar 2011

Mohamed Bouazizi - Selbstverbrennung



http://fr.wikipedia.org/wiki/Mohamed_Bouazizi




http://de.wikipedia.org/wiki/Jan_Palach




http://de.wikipedia.org/wiki/Ryszard_Siwiec


http://de.wikipedia.org/wiki/Selbstverbrennung


Mohamed Bouazizis Geste wird Gott sei Dank doch noch ernst genommen. Obwohl der Islamismus die Bereitschaft, das eigene Leben für politische Ziele zu opfern, entehrt hat, pervertiert hat und beträchtlich inflationiert hat.

Ein Fall, der nicht im Wikipediaartikel über Selbstverbrennung erwähnt wird, ereignete sich Ende der 70-er Jahre in Syke. Dort verbrannte sich ein Schuldirektor, um gegen die Willkür von Verwaltungsmaßnahmen zu protestieren. "So werden selbst Gesten äußerster Opferbereitschaft durch Neurotiker inflationiert", kommentierte damals Ernst Jünger. Mohamed Bouazizi ist ein Gegenbeispiel, das alleine dem neurotischen Rektor in Syke und den islamistischen Selbstmordbombern die Waage hält.

Priester, wie es sie in Deutschland nie gab?



http://en.wikipedia.org/wiki/Don_Milani

Nicht mal deutsche Wikipedia-Artikel gibt es über sie. Obwohl der Italienexperte Klaus Wagenbach in den 70-ern ein Buch über Don Milanis Schule veröffentlichte. Nicht mal deutsche Wikipedia-Artikel gibt es über diese herausragenden Männer.





http://en.wikipedia.org/wiki/Luigi_Ciotti

Das Nibelungenlied








Zu Beginn des 13. Jahrhunderts - als sich das Christentum durchgesetzt hatte in, wie soll ich sagen? in Deutschland? in "Germanien"?, in der Selva Hercyna? - aktualisierte ein Kleriker, der die geschichtsträchtige Rheingegend um Worms und Xanten gekannt haben muss, eine alte Geschichte, um eine Konfliktlage zwischen Welfen und Stauffern darzustellen, die in den Städten entlang des Rheins, vor allem in Worms, um die Vorherrschaft kämpften. Bzw. er deaktualisierte junge Geschichten! Um sie erzählen zu können.

Nibel = Nebel
-ung = Sohn, Abkömmling, Nachkomme (patronymische Bildung, wie bei Merowing = Sohn des Merow oder Karoling = Nachkomme von Karl).
Der Familienname "Nibelung" war häufig in der Gegend von Worms. Dass die Geschichte dort entstand, ist also plausibel. Die Nibelungen waren somit Nachkommen von Personen, die mit dem Nebel zu tun gehabt haben mussten. Vermutlich betrifft dieses Nebulöse den Charakter: ein düsterer, nebelhafter Mann.

Nur ein einziger Vers über den Lindwurm! Siegfried habe ihn getötet. Das bedeutete Sieg über Leidenschaft und ungezügelte Natur, und - in der christlichen Ideenwelt des Mittelalters - über das Böse schlechthin. Die Geschichte von Siegfrieds Kampf mit dem Drachen, befindet sich also nicht im Nibelungenlied. Sie steht in der Thidrekssaga.

Der eine Vers über den Lindwurm ist eine ganz bestimmte Bezugnahme auf eine Figur, die im 13. Jahrhundert jedes Kind kannte: den aus Kappadokien stammenden Heiligen Georg, der zum Schutzpatron der Kreuzritter geworden war. Vor ihm galt der Heilige Michael als der eigentliche Drachenbezwinger. Seit der Schlacht am Lechfeld 955 ist Michael der Nationalheilige Deutschlands. Im Psalm 89 ist der Herr Zebaoth selbst der Bezwinger Rahabs. Thor besiegte die Midgardschlange, Apollo die Python, Herakles die Hydra, Tarhunna die Schlange Illuyanka, Indra den Vrithradrachen.

Fossilienfunde von Sauriern hatten im Lauf der Jahrtausende weltweit die Vorstellung von den Drachenungeheuern geformt. Schon bei den Römern gab es den Draco als bronzenes Feldzeichen von Kohorten (dieser Draco ist allerdings ägyptischen Krokodilen nachempfunden). Es gibt daher auch Otto Höflers These, dass die Figur Siegfried ein ausgeschmücktes Arminiuskostüm sei... Xanten - Siegfrieds Heimatstadt - war allerdings ein Ort, wo Arminius eine Zeit lang für Varus tätig war, bevor er ihn durch Verrat ins Verderben stürzte, und die Bataver brachen ihren Aufstand ebenfalls in Xanten vom Zaun! Der Drachentöter soll daher Arminius sein, und der Lindwurm wäre dann der kilometerlange Zug der drei Legionen (etwa 20000 Mann), mit seinen Draco-Standarten. Die fahrenden Sänger erzählten über Jahrhunderte die Geschichte von Arminius, bis irgenndwann aus Arminius "Sieg-Fried" wurde. 

Eigentlich eine ganz selbstverständliche Überlegung, die auch den modernsten Erkenntnissen über mündliche Überlieferung von Volksepen entspricht, wie in den Arbeiten von Parry und Lord (nachzulesen in Ongs herrlichem Buch über Oralität und Literatur). Nur in Deutschland kennt kein Mensch diese Forschungsergebnisse zu Volksepen, vielleicht weil Höfler ein bekennender Nazi war und ungern erzählt wird, dass in Himmlers Institut für Ahnenerbe eine so plausible These entwickelt werden konnte, die nicht nur propagandistischem Wunschdenken entsprach, sondern realistischer Einschätzung. Aber die Gleichsetzung von Arminius und Siegfried geht ja gar nicht auf Höfler zurück, wie in der ZDF-Dokumentation behauptet wird, sondern klingt seit 1820 immer wieder mal an und wurde besonders von Adolf Giesebrecht 1837 genau formuliert. Es ist sehr unerfreulich, dass das ZDF die Dinge so verdreht. Offensichtlich steigt die Einschaltquote, wenn man eine schöne plausible These mit Naziideologie umwittert, statt einfach zu sagen, dass sie fast 200 Jahre alt ist und auch in Himmlers Institut Anhänger hatte, die nach weiteren Indizien suchten.

Ein norwegischer Reisebericht aus dem 12. Jahrhundert erwähnt eine "Gnitaheide", wo "Siegfried den Drachen erschlug" fand dieser Höfler heraus. Tatsächlich gibt es einen Ort namens Knetterheide am Rande des Teutoburger Waldes. Und Kalkriese befindet sich etwa 70 Km davon entfernt (Knetterheide ist heute Teil von Bad Salzuflen). Sind 70 Km eine auffallend geringe Distanz, oder sind 70 Km zuviel, um hier einen plausiblen Zusammenhang sehen zu können?

Das stärkste Argument gegen die These, Siegfried sei Arminius, ist die Tatsache, dass unter den vielen Namen, die aus dem 6. und angehenden 7. Jahrhundert überliefert sind, kein einziger 'Siegfried' belegt ist; die frühesten Belege des Namens Siegfried stammen vom Ende des 7. Jahrhunderts und beziehen sich auf Personen, die um oder nach 650 geboren wurden. Danach wird dieser Name sehr schnell häufig. Wenn es schon früher einen berühmten Sagenhelden dieses Namens gegeben hätte, wäre es unerklärlich, wieso sein Name nicht in der Personennamengebung benutzt wurde. Dieses sehr wichtige Gegenargument wird leider in der ZDF-Dokumentation mit keinem Wort erwähnt. Das setzt der Verlogenheit die Krone auf. Offensichtlich will der Autor des Dokumentationsfilms, dass die Fernsehzuschauer an die "NS-These" glauben. Dass der Autor versteckte, indirekte NS-Propaganda betreibt, glaube ich nicht. Aber dass er um die Einschaltquote zu heben nicht davor zurückschreckt, falsche Tatsachen vorzuspiegeln, wollen wir zur Kenntnis nehmen.

Ansonsten wird von Höfler beliebig zusammengeklaubt und -geklebt, was sich so findet. Als Nibelungenhort soll der Hildesheimer Silberschatz dienen. Aber von Schätzen handeln Epen wahrscheinlich immer, und in der Wirklichkeit kommen Schätze erst recht vor, egal ob es die von Priamos sind, oder ob sie bereits seit 1000 Jahren unter der Erde Trojas ruhten, als der trojanische Krieg noch in Gang war.

Die Ritter sind eine mächtige Gesellschaftsklasse in der Zeit, als das Nibelungenlied geschrieben wurde. Der Autor kann nur ein Geistlicher gewesen sein, denn nur sie verfügten damals über die nötige Bildung. Vielleicht schrieb er unter anderm gegen die damals unter Rittern gar zu verbreitete Selbstjustiz an, die auch im Sachsenspiegel gegeißelt wird, der von Eike von Repgow etwa zur selben Zeit aufgeschrieben wird, als das Nibelungenlied geschrieben wird. Dessen Autor verbindet Geschichtsstoff aus 1000 Jahren durch Neuverarbeitung des Schicksals der Burgunden (die um 436 von den Hunnen aus Worms vertrieben wurden), von 600 Jahre alten Intrigen der Merowingern und von Sagen über Schätze im Rhein.

Die Merowinger hatten streitbare Frauen.

Gewisse Züge der Brünhild, die wohl kein Zufall sein können, finden sich in Brunichildis, die eine Frau mit großem Durchsetzungsvermögen war (mulier virilis), die in Rüstung auftrat und mit ihrer Armee in den Krieg zog!! Es gibt eine Münze im Münzkabinett der Bibliotheque Nationale in Paris, die ein stilisiertes Portrait der Brunichildis zeigt, und auf der Rückseite steht der damalige lateinische Name von Worms, "Varmatia". Mit anderen Worten, die Münze wurde in Worms im Auftrag von Brunichildis geprägt. Sie residierte oft in Autun, und ihr tragisches Schicksal ging dort ins historische Gedächtnis über.

Brunichildis Ehemann Sigibert I. wurde durch gewisse Parallelen vielleicht zur historischen Vorlage für einige Details der Siegfriedfigur. Brünhilds Rachestory fußt vage auf der Familienstory Sigiberts: Fredegunde war die 2. Ehefrau von Chilperich I. (dem Bruder Sigiberts), und als sie noch seine Konkubine war, ließ sie die erste Ehefrau ermorden. Auch Sigibert ließ sie ermorden, als er mit seinen Soldaten nach einer erfolgreichen Schlacht feierte. 

Brunichildis lässt daraufhin Chilperich umbringen, um den Mord an ihrem geliebten Sigibert zu vergelten. Venantius Fortunatus (der Dichter des Pange lingua) hatte ein Hochzeitsgedicht für Sigibert und Brunichildis geschrieben, in dem er Sigibert mit Achilleus vergleicht! Dieses Hochzeitsgedicht wurde im 13. Jahrhundert immer noch gerne gelesen, könnte also tatsächlich zu den Inspirationsquellen des Autors gehört haben, die dieser in Worms gelesen haben könnte.

Aus der Sicht des Autors, der ein Kleriker gewesen sein muss, war Siegfried eigentlich ein Auslaufmodell, denn er war ein unchristlicher, heidnischer Held, in dem Erinnerungen an Achill und Armin lebendig waren. Sein Nibelungenlied dient vielleicht gar nicht der Verherrlichung, sondern ähnlich wie Augustins "De civitate Dei" der Herabsetzung heidnischer Kultur: er gab sich für nicht besonders ritterliche Täuschungsmanöver her, und der wahrlich treue Held, der den Zankapfel "Nibelungenschatz" ohne Selbstsucht schlicht und einfach wegwirft, ist eigentlich Hagen.

Es gibt keine deckungsgleichen Übereinstimmungen zwischen Brünhilde und Brunichildis und erst recht nicht zwischen Krimhild und Fredegunde. Nur gewisse Elemente stimmen überein, und tatsächlich kam durch zwei machtgierige Frauenfiguren, wie die, die das Nibelungenlied überschatten, Unheil über dieses fränkische Königsgeschlecht, in einer Zeit, als die Christianisierung noch in den Kinderschuhen steckte. Sigibert und Chilperich waren Enkel von Chlodwig I., der die Franken durch Zwangstaufe christianisiert hatte.

Sonntag, 16. Januar 2011

Solvitur ambulando


http://de.wikipedia.org/wiki/Wandern

http://de.wikipedia.org/wiki/Mont_Ventoux

http://de.wikipedia.org/wiki/Confessiones



http://de.wikipedia.org/wiki/Mein_Vater_war_ein_Wandersmann

http://www.liederportal.de/wanderlieder/mein_vater_war.php



http://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Müller_(Dichter)

Frankenlied

http://de.wikipedia.org/wiki/Staffelberg

Tolle lege





"For you are not to suppose, brethren, that heresies could be produced through any little souls. None, save great men have been the authors of heresies." Saint Augustine (354-430)


Augustinus Hipponensis is always wonderful and interesting. He became such a wonderful source of wisdom because he knew most things through experience. He was exhausted by experience. Before becoming a Christian he went through painful processes of doubt and as a Christian he performed a transvaluation of all values while writing "De civitate Dei".


His book "Confessiones" maybe the first european biography. Or even the first biography we have knowledge of all over the world.


Here you can find part of his writings


Before all this occured he lived a life of passion and sexual debauchery. But he became bishop by acclamation.


The transvaluation of all - or nearly all - important values is the quality which distinguishes every great heretic. The values do net get put upside down, they only get turned for some degree. It is our position and angle of view which is changing. The degree of gyration (and tournament) depends on our distance from everyday values...


It is a fascinating experience to read Homer and Vergil with empathy and the desire to understand the mentality of the epoch. Even more fascinating is reading then Augustinus's detailed efforts of "scientific" confutation. He systematically tries to confute the creeds, certainties, fears, awes and fulfillments represented by the descriptions of Vergil, the whole mentality, the whole ethnographic picture. He starts with an analysis of what happens during the sack of Troy and what had recently (410 p.C.) happened during a sack in Rome. Disasters usually become the starting point of a big transition! Auschwitz has become as unforgettable as Moses and therefore will continue to stimulate thaughts and, more than this, feelings (notwithstanding the jews undefatigably are getting tired of reminding us that one might forget Auschwitz). Per disastra ad disaspera!


One must not make the error to consider Augustinus simpleminded since he compares a work of fiction (Aeneis) with reality. Augustinus simply used one of the best texts on reality which then were existing. I myself consider Goethe's Faust today more pointful than the latest and most brilliant psycologic insights (including the ridiculous cognizances of Deutsche Hirnforschung), allthough I know that after Auschwitz the Faust has partly lost its once "timeless" validity and a new transvaluating chef oevre has still to arise.


Augustinus new the meaning of poiesis and was a master of the word and a poet of existence.



The Sack of Rome in 410 was the first time in almost 800 years that Rome had fallen to non-Romans. The Germanic tribes had been growing stronger for a long time, uniting in fear of renewed attacks by their Roman enemy. However, in the late 4th century, the Huns began to overrun East Germanic territories. The Gothic Greuthungs under Ermanaric lost their empire centred in the northern Black Sea region with vassals as far east as the Ural Mountains. Many Gothic Thervings, led by Fritigern, tried to enter Roman service in order to escape the fate of their eastern neighbours.


A peace was forged in 382, in which the new Eastern Emperor, Theodosius I, signed a treaty with these Goths (later known as the Visigoths). Soon Alaric was rising through the Visigothic ranks. He accompanied Theodosius' army invading the West in 394, where, at the Battle of the Frigidus, around half the Visigoths present died fighting the Western Roman army. Theodosius won the battle, but Alaric was likely convinced by this point that the Romans sought to weaken the Goths by making them bear the brunt of warfare, in anticipation of a day when the Goths were weak enough to be completely subjugated.


Alaric made several attempts at invading Italy, but was halted by Stilicho and decisively defeated at the Battle of Pollentia and later in the Battle of Verona. In time, he became an ally of Stilicho, agreeing to help reclaim Illyricum for the Western Empire.


In 408, Emperor Arcadius died after a short illness, and Honorius wanted to journey East to settle the succession of the Eastern Empire. Stilicho forbade it and suggested that he shoud go instead. Rumor spread that Stilicho wanted to place his son on the Eastern throne. Soon after, a mutiny of the army was staged by Olympius, a Roman bureaucrat, wherein most of Stilicho's appointees were killed. Having persuaded Honorius that Stilicho was an enemy of the state, Olympius was appointed Magister Officium. Stilicho, who was taking refuge in a church, was arrested and executed. These events were followed by more violence on the part of the Roman army, this time aimed at the Germanic population. Around 30,000 escaped Italy and fled to Alaric's banner, giving him a massive army with which to force a deal out of the Romans.


The Visigoths soon invaded Italy and followed suit with Rome, laying siege to the city in late 408.


http://de.wikipedia.org/wiki/Weströmisches_Reich


http://en.wikipedia.org/wiki/Western_Roman_Empire

Ruth Klüger

Es gibt sehr viele Bücher über die Schoah, aber nur sehr wenige davon sind wirklich gut, weil das Thema sehr schwierig ist und Maßstäbe setzt, die über den eigentlichen Gegenstand hinaus auch auf andere Themen wirken.

Die Schoahliteratur ist so ähnlich wie die Spermienfülle des männlichen Samens: die Überlieferung soll gewährleistet werden, aber am Ende wird nur ein Ei von einem Spermium zur Reifung bewegt. Auch die vielen Zugvögel, die übers Mittelmeer fliegen, fallen mir ein, als Beispiel verschwenderischer Fülle, die die Natur immer dann ins Feld führt, wenn die Umstände besonders lebensfeindlich sind. Denn die meisten der Zugvögel, die diesen Weg einschlagen, schaffen es nicht, am anderen Ufer anzukommen. Wer die Vögel und die Menschen liebt, weiß wie hart das Schicksal mit beiden sein kann. Die meisten Bücher, die über die Schoah geschrieben wurden, sind wie die Blütenblätter, die an Fronleichnam in katholischen Dörfern auf den Straßen des Wallfahrtsparcours ausgestreut werden und die dann mit Füßen getreten, von der Sonne ausgetrocknet und vom Wind zerstreut und weggeweht werden

 Ruth Klügers Buch "Weiter leben" ist eines der besten unter den ganz wenigen guten Büchern über die Schoah. Auch was sie sonst noch zu sagen hat, ist klug. Zum Beispeil über andere von Frauen geschriebene Bücher. Nomen ist manchmal wirklich Omen!

Ich weiß nicht, ob Ruth Klüger sich über mein Lob freuen würde. Denn ich gehöre nicht zu den Menschen, die bereit sind, den Juden die Deutungshoheit über das Geschehen zu gewähren, und das, obwohl ich Deutscher bin.

Der Blick durch geschliffenes Glas

Samstag, 15. Januar 2011

Das Emirat von Sizilien

(klick drauf)


http://encyclopedia.tfd.com/Emirate+of+Sicily


"L'Italia è il paese dove la linea più corta tra due punti è l'arabesco." Ennio Flaiano

"Italien ist das Land, wo die kürzeste Linie zwischen zwei Punkten eine Arabeske ist."

Der rasende Roland

Ariosts Erben

Das Erbe der Sarazenen

Binnu u Tratturi und Bin Laden haben mehr gemeinsam, als man in Nordeuropa auch nur ahnen kann. Aber die Sizilianer und die Apulier sind sich darüber im Klaren.

Leonardo Sciascia - Die Palmenlinie rückt nach Norden

Torquato Accetto

Guter Beobachter



"Die Marktwirtschaft ist an Bedingungen gebunden, die sie nicht selbst erzeugen kann". Wilhelm Röpke


Ich traue Precht nicht zu, ein brauchbarer Initiator, Manager oder gar Politiker zu sein. Aber er ist ein guter Beobachter und manchmal auch Diagnostiker.

Precht streift in seiner Rede vor der FDP tatsächlich DAS zentrale Problem der Gegenwart und Zukunft, das von den Anhängern einer völlig freien Marktwirtschaft wie Milton Friedman (zu denen ich mich bis vor etwa 5 Jahren eigentlich auch zählte, weil mich Milton Friedmans und Ayn Rands Argumente zu guter Letzt eben doch überzeugten) ständig ausgeblendet wird: die Tatsache, dass Adam Smiths "unsichtbare Hand" noch auf die zuverlässige Mithilfe einer anderen, ebenso unsichtbaren Hand zählen konnte, nämlich dem Vorhandensein a) einer Gewissheit bezüglich b) eines soliden Konsenses, der auf der ERFAHRUNG fußt, dass die disziplinierte Einhaltung bestimmter Regeln nicht nur der Gemeinschaft von Vorteil ist, sondern längerfristig (und für die kommende Generation sogar kurzfristig) auch dem Individuum.

Diese zweite unsichtbare Hand hielt Adam Smith noch für so selbstverständlich (und sichtbar), dass sie auch nur zu erwähnen er für überflüssig hielt. Inzwischen ist sie aber nicht mehr selbstverständlich, dafür aber umso unsichtbarer, weshalb das Märchen von der allheilenden Kraft des freien Marktes immer noch geglaubt wird und Kritiker als inkompetent herabgesetzt werden (wenn es sich um Kritiker ohne wirtschaftliche Ausbildung handelt, wie z.B. Amnesty International von Otto Graf von Lambsdorff abqualifiziert wurde) oder ignoriert werden (wenn es sich um Josef Stiglitz handelt).

Der Markt allein - und besonders seine hemmungslose Globalisierung - schafft es aber nicht, für das Wohl aller zu wirken. Die unsichtbare zweite Hand ist die Ethik und Disziplin, die entweder vorhanden sein muss (dann wurde sie einst geschaffen) oder die erst noch geschaffen werden muss, um als kollektiver KONSENS vorhanden zu sein. Die Schaffung eines soliden, dauerhaften Konsenses nur durch das Mittel der Belohnung (also ohne Anwendung von Zwang und Bestrafung) halte ich inzwischen (nachdem ich 3 Jahrzehnte in Italien gelebt habe, wo Strafe einerseits diffus tabu ist und andererseits von der Mafia umso konsequenter als Mittel angewandt wird) für völlig illusorisch!!

Mit anderen Worten, die kürzlich in Deutschland ausgelöste Kommunismusdebatte hat auch damit zu tun, dass inzwischen vage geahnt wird, was immer noch nicht klar zu sehen ist:

1) Der Konsens der zweiten unsichtbaren Hand, auf den Adam Smith noch uneingeschränkt zählen konnte (und der es in Deutschland ermöglichte, dass ein Konzern, dessen Mehrheitsrechte nicht einem Privatbesitzer gehörten, sondern einem staatlichen Wesen, nämlich dem Land Niedersachsen, dennoch effizient geführt wurde! Ich meine VW) ist nicht nur unsichtbar inzwischen, sondern dieser Konsens bröckelt mittlerweile sogar ab und es ist höchste Zeit, dass wir uns dieses Abbröckelns bewusst werden. Dieses Abbröckeln sollte endlich die Hand sichtbar werden lassen, auf die Adam Smith sich verlassen konnte, die aber heute die Hand eines Greisen ist, den man gerne verhöhnt.

Wie vergeblich es sein kann, den gesunden Konsens wieder zu schaffen, wenn er erst einmal nicht mehr vorhanden ist, und sich daraufhin die Erfahrung, dass Kapitalisten nur an Profit denken, als Konsens durchsetzt..., das kann man seit Jahrzehnten an Italien beobachten, wo in vielen Sektoren die Konkurrenz nicht zu einer Besserung führt, sondern stillschweigende Kartelle, die nicht einmal mehr abgesprochen werden müssen, sich durchgesetzt haben und psychoökonomische Aspekte ins Spiel kamen, die nicht den Besseren belohnen, sondern den Skrupelloseren.

2) Mohrrüben allein und sich selbst erzeugende Regeln reichen nicht, es müssen präzis zugeschnittene Regeln sein, und eine Peitsche, die sie einpeitscht. Friderizianisch gesagt: der Sozialismus ist die Fortsetzung fürsorglicher Planung mit strengeren Mitteln. Genauer gesagt: die Planung sollte nicht direkt die Wirtschaft betreffen, wohl aber muss das Rechtssysthem auf wirtschaftliche Notwendigkeiten zugeschnitten werden, und der Rechtsstaat muss funktionstüchtig sein. Inwieweit bei der Verwirklichung eines Rechtssysthems - solange der Konsens die 2. Hand betreffend noch nicht solide ist - wirtschaftsrechtliche Planung und wirtschaftliche Planung nolens volens ineinander übergehen müssen, vermag ich nicht zu sagen. Ich befürchte jedoch, dass das eine und das andere oft schwer auseinanderzuhalten sein werden.


Ordoliberalismus

Niklas Luhmann







Überlebt der Stärkere?

Kapitalismus!

Donnerstag, 13. Januar 2011

Ich hab die Nacht geträumet






http://de.wikipedia.org/wiki/Ich_hab_die_Nacht_geträumet



http://de.wikipedia.org/wiki/Max_Reger

Frühgeschichte Norddeutschlands im Überblick

Von den Jägern der Hamburger Gruppe und ihren Vorgängern im Tunneltal bis zum germanischen Frühmittelalter.

Zunächst ist eine Weiterentwicklung von Jagdwaffen (Feuerstein) festzustellen, die Erfindung von Pfeil und Bogen, und im Laufe der Jahrtausende verändert sich die Küstenlandschaft im Norden. Unterwasserarchäologen sind vor der Ostseeinsel Poel auf Spuren bewohnter Landstriche gestoßen - und in Stralsund auf das älteste Wasserfahrzeug Norddeutschlands.

Die Megalithgräber (im Volksmund "Hünengräber") werden als Ausdruck einer neuen Gesellschaftsform angesehen:  nur bei guter Planung ist es mit einfachen Mitteln möglich, aus tonnenschweren Findlingen Grabdenkmäler zu errichten. Im Umfeld der Trichterbecherkultur wird das Rad erfunden. Die weltweit ältesten nachgewiesenen Spuren eines Karrens (aus der Mitte des 4. Jahrtausends) wurden in Flintbek bei Kiel gefunden.

Das Rad selbst taucht im archäologischen Befund etwa zeitgleich im Kaukasus, in Süddeutschland und in Mesopotamien auf, weshalb man nun in Erwägung zieht, dass es gleich mehrfach erfunden worden sein könnte.
Der Indogermanist J.P. Mallory merkt dazu jedoch an: "Tomas Gamkrelidze and Vyachislav Ivanov, interestingly enough, have noted that one of our words associated with wheeled vehicles, Proto-Indo-European *kwekwlo bears striking similarity to the words for vehicles in Sumerian gigir, Semitic *galgal, and Kartvelian *grgar. [...] Furthermore, as the Proto-Indo-European form is built on an Indo-European verbal root *kwel—'to turn, to twist', it is unlikely that the Indo-Europeans borrowed their word from one of the other languages."

An den Fürstengräbern kann untersucht werden, wie die Machthierarchien der vorgermanischen Bronzezeit strukturiert waren, die bald darauf die Eisenzeit begründeten.

Aufgrund sich intensivierender Eroberungsversuche römischer Aggressoren wird Norddeutschland später Schauplatz der großen Schlacht im Teutoburger Wald, die für den Edelmann (und Verräter) Arminius und seine Männer aus einem Großbündnis germanischer Stämme unter Führung der Cherusker siegreich endete.

Die Landnahme in Britannien durch norddeutsche Stämme (Angeln, Sachsen, Friesen und Niederfranken) und damit die Gründung Englands ist eine der Entwicklungen, die im Rahmen der Völkerwanderung ablaufen. Ins Rollen gebracht wurde diese Landnahme durch den Rückzug der Römer, wodurch die Briten plötzlich schutzlos waren und urspünglich die Sachsen als Schutzmacht angeworben hatten.

Reinhard Wenskus

Gleichzeitig mit der Abwanderung germanischer Stämme kommt es zu slawischen Expansionsbestrebungen, bzw. rückten die Slawen eben dort nach und eigneten sich die Gebiete an, die von abwandernden Angeln, Sachsen, Langobarden, Burgundern und Gothen verlassen worden waren. Eine Entwicklung, die erst mit dem einsetzenden Hochmittelalter schrittweise wieder rückgängig gemacht wurde.





Dienstag, 11. Januar 2011

Aventin


Hambacher Fest


Die Fliehburg aus spätkarolingischer Zeit, deren Burgherrn später Reichsministeriale waren, steht auf einem Bergsporn, der von Esskastanienwäldern umgeben ist. Sie hieß deshalb Kästenburg. Dieser Bergsporn ist eigentlich unser Aventin oder Mons Sacer oder Ianiculum. Im alten Rom zogen sich die aufständischen Plebejer gelegentlich auf diese Hügel zurück. Auf dem Mons Sacer suchte der Konsul Agrippa Menenius Lanatus sie auf und hielt seine berühmte Rede vom Magen und den Gliedern. Als der italienische Oppositionsführer Veltroni Bürgermeister von Rom wurde, entblödete er sich nicht, ein Loft auf dem Aventin zu kaufen, um symbolisch an die römische Geschichte (Secessio plebis) anzuknüpfen. Die ganze Opposition ist in Italien voll von Hampelmännern dieser Art.

Ich bin dafür, dass man in Deutschland aus den Tagen vom 27. bis 29. Mai autofreie Nationalfeiertage macht, an denen nur öffentliche Verkehrsmittel und Fahrräder benutzt werden dürfen. Nachdem wir gelernt haben, uns über die deutsche Einheit zu freuen und sie zu feiern, sollten wir auch lernen, uns über die Demokratie zu freuen und sie zu feiern. Drei Tage lang! Es wäre die Sache wert und eine gute Gelegenheit, Deutschlands Naherholungsgebiete landesweit besser kennenzulernen und die beste Art, die "Mittsommernachtstraumstimmung" von 2006 wach zu halten.

Hierzu auch Asfa-Wossen Asserates Ansicht!







Apropos Esskastanien!! Das größte römische Monument, das wir in Deutschland haben, ist nicht die Porta Nigra, sondern der Weinbau. Danach kommt gleich die Eifelwasserleitung und dann die Limesrestchen. Aber es gibt noch ein sehr großes oder zumindest großflächiges Monument Roms, und das sind die Esskastanienwälder im Pfälzer Wald, die ebenfalls von den Römern angelegt wurden. Man kann also im Prinzip auch in Deutschland Castagnaccio mit landeigenem Kastanienmehl backen! Bisher gibt es in der Pfälzer Küche nur als Beilage ein Rezept mit Kastanien. Übrigens ist der Pfälzerwald die größte zusammenhängende Waldfläche in ganz Deutschland.





Montag, 10. Januar 2011

Kipling

http://de.wikipedia.org/wiki/White_man's_burden

"Als Chrustschow anlässlich seiner Indienreise den britischen Kolonialismus anprangerte, war er sicherlich von der Wahrheit all dessen, was er sagte, überzeugt. Ich weiß nicht, ob er sich der Tatsache bewusst war, dass seine Anschuldigungen zum großen Teil via Lenin auf Informationen britannischer Quellen beruhten. Wenn er es wusste, sah er darin sicherlich einen Grund, seine Vorwürfe als um so berechtigter anzusehen. Aber das ist ein Irrtum. Denn diese typische Selbstbezichtigung der Engländer ist gleichzeitig eine Tugend und einer ihrer Fehler. Die Wahrheit ist, dass das indische Freiheitsideal in England das Licht der Welt erblickte, wie überhaupt das Freiheitsideal der modernen Zeiten. Und die Briten, die Lenin und Chrustschow die Grundlage für ihre moralische Verurteilung gaben, standen in enger Verbindung mit Indien oder waren sogar dieselben, die das indische Freiheitsideal artikulierten." Karl Popper (Seite 570)


Sonntag, 9. Januar 2011

Samstag, 8. Januar 2011

Frau zu sein, das ist nicht schwer, Frau zu bleiben...



http://en.wikipedia.org/wiki/Rafal_Olbinski

http://en.wikipedia.org/wiki/John_McLaughlin_(musician)

Asfa-Wossen Asserate


(einfach draufklicken)


Typisch deutsch! Wir dürfen wieder deutsch sein! Selbst Fräulein Scherer bewilligt es

Peter Watson ist auf dem richtigen Weg

Asfa-Wossen Asserate

Mag sein, dass meine Begeisterung übertrieben ist, aber Asfa-Wossen Asserate scheint mir einer der klarsten Köpfe zu sein, die wir in Deutschland überhaupt haben. Jedenfalls hat er gründlich, sehr gut, sehr klug und mit außergewöhnlicher intellektueller Redlichkeit über Deutschland und die Deutschen und über die eigene Herkunft nachgedacht. Das kommt selten vor. Seine Urteile verdienen Beachtung, denn sie sind kompetent, folgerichtig und schlüssig, glaubwürdig und in gewissem Grad vielleicht sogar maßgebend. Selten habe ich so große Geistes- und Seelenverwandtschaft gefühlt wie gegenüber diesem Menschen, noch seltener so kluge Sanftmut erlebt. Außerordentlich sehenswertes Interview.

Schatten Napoleons - das Land der Deutschen mit der Seele suchend


Die französische Revolution schaffte nicht die Monarchie ab, sondern machte einen genialen, aus der korsischen Peripherie Europas herantretenden Emporkömmling zu einem Kaiser des Bürgertums. Dessen Größe entfachte in Frankreich die Grandeur, und als der korsische Emporkömmling zum französischen Eindringling wurde, weckte das Eindringen der republikanischen Grandeur in Europa den nationalistischen Stolz der Selbstbehauptung.

Ihr Brüder all, ob Deutsche, ob Franzosen


Lützows wilde Jagd

1813.


Was glänzt dort vom Walde im Sonnenschein?
Hör's näher und näher brausen.
Es zieht sich herunter in düsteren Reih'n,
Und gellende Hörner schallen darein
Und erfüllen die Seele mit Grausen.
Und wenn ihr die schwarzen Gesellen fragt:
Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd.

Was zieht dort rasch durch den finstern Wald
Und streift von Bergen zu Bergen?
Es legt sich in nächtlichen Hinterhalt –
Das Hurra jauchzt und die Büchse knallt,
Es fallen die fränkischen Schergen.
Und wenn ihr die schwarzen Jäger fragt:
Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd.

Wo die Reben dort glühen, dort braust der Rhein,
Der Wüt'rich geborgen sich meinte,
Da naht es schnell mit Gewitterschein
Und wirft sich mit rüst'gen Armen hinein
Und springt ans Ufer der Feinde.
Und wenn ihr die schwarzen Schwimmer fragt:
Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd.

Was braust dort im Thale die laute Schlacht,
Was schlagen die Schwerter zusammen?
Wildherzige Reiter schlagen die Schlacht,
Und der Funke der Freiheit ist glühend erwacht
Und lodert in blutigen Flammen.
Und wenn ihr die schwarzen Reiter fragt:
Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd.

Wer scheidet dort röchelnd vom Sonnenlicht,
Unter winselnde Feinde gebettet?
Es zuckt der Tod auf dem Angesicht;
Doch die wackern Herzen erzittern nicht,
Das Vaterland ist ja gerettet!
Und wenn ihr die schwarzen Gefall'nen fragt:
Das war Lützows wilde, verwegene Jagd.

Die wilde Jagd und die deutsche Jagd
Auf Henkersblut und Tyrannen!
Drum, die ihr uns liebt, nicht geweint und geklagt!
Das Land ist ja frei, und der Morgen tagt,
Wenn wir's auch nur sterbend gewannen!
Und von Enkeln zu Enkeln sei's nachgesagt:
Das war Lützows wilde, verwegene Jagd.





Westfälischer Frieden

Kleinstaaterei

Reichsdeputationshauptschluss

Lützowsches Freikorps

Joseph Freiherr von Eichendorff

Theodor Körner

Völkerschlacht bei Leipzig

Die Wacht am Rhein





Napoleon und die Deutschen

Franzosenzeit

Es waren nicht mehr hunderte aber immer noch 35, bzw. 39 (mit den 4 Freien Städten) Kleinstaaten, die den Deutschen Bund bildeten, aber Napoleon hatte wenigstens ein bisschen Ordnung geschaffen, Deutschland durch den Code Napoleon indirekt modernisiert und die nationale Leidenschaft für die Einung geweckt.

Der Code Napoleon wurde in Deutschland nicht übernommen, wie es andernorts, z.B. in Italien, dem anderen spät geeinten Land in Europa, geschah, aber es wurde ein Bürgerliches Gesetzbuch eingeführt, als auch Deutschland endlich geeint war - Einigkeit und Recht und Freiheit! - und wieder einen Kaiser hatte. Genauer gesagt, nicht als das deutsche Bürgertum einen Kaiser hatte (wie in Frankreich geschehen), sondern als der Kaiser (der nicht ruhig schlafen konnte, weil kurz vor der Krönung nicht klar war, ob er Kaiser von Deutschland oder deutscher Kaiser werden sollte) ein Bürgertum hatte.

Peinliche, phantasielose Geschmacklosigkeiten wie die Walhalla müssen wir leider ganz alleine verantworten, bzw. das Königreich Bayern - das seine Existenz Napoleon verdankt - muss sie verantworten. Das französische Gegenstück dazu ist das Panthéon in Paris. Daran ist nur der Name peinlich, aber er wird durch lächelnde Ironie wenigstens erträglich. Ansonsten sind die Proportionen jedenfalls ge"wahrt", insofern diese Ruhmeshalle fest in der eigenen Tradition steht (das Bauwerk wurde als Kirche von König Ludwig XV in Auftrag gegeben und steht dort, wo zuvor eine Apostelkirche stand, in der bereits die Schutzpatronin von Paris und der fränkische Merowingerkönig Chlodwig I mit seiner Frau Chrodechild begraben lagen) und gleichzeitig angemessen mit dieser Tradition bricht, insofern die nationale Komponente durch Wegfall der religiösen hervorgehoben wird. Dabei ist es angemessene, zeitgemäße, französische Architektur (sieht so ähnlich aus wie das Kapitol in Washington, und beide sehen so ähnlich aus wie Sankt Peter in Rom)!

Die Walhalla dagegen - die ebenfalls Chlodwig I als einen der ersten Ihrigen ehrt - knüpft quallig bei den Germanen an (man sollte sie Qualhalla nennen oder Kwalhalla, weil diese Schreibweise runenartiger aussieht und beim Corps Indogermania größeren Anklang finden wird), und man dient mit einem befremdlichen Abklatsch des Parthenon von Athen, der peinlicher ist als Neuschwanstein und Disneyland zusammen (wobei die Tatsache, dass Parthenon auf deutsch "Jungfrauengemach" bedeutet, noch das Geringste ist), insofern nämlich letztere als weltfremde weltferne Orte angemessen der Unterhaltung dienen können, eine Kultstätte nationaler Identität und Kulturgeschichte, die eine Tradition begründen möchte, dagegen nicht weltfremd sein darf.

Die Unverhältnismäßigkeit, die hier an den Tag gelegt wurde und aus Traditionsentschlossenheit oder -trägheit nun nolens volens fortgesetzt werden muss, ist wirklich nicht zu überbieten. Richard Wagner wirkt dagegen richtig nüchtern, modern und angemessen. Das sind Geburtswehen einer quälenden nationalen Geburt, die immer noch weh tun. Also wirklich, um auf die Idee zu  kommen, sich die germanische Walhalla als griechischen Tempel vorzustellen, muss man schon ganz schön durch den Wind sein. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass damals Otto I., der Sohn von Ludwig I., dem Erbauer der Walhalla, König von Griechenland war. Ludwig I. (Großvater von Ludwig II.) hat mit der Feldherrnhalle (die nichts anderes ist, als eine Kopie der Loggia dei Lanzi in Florenz) mitten in München der Phantasielosigkeit ein Denkmal gesetzt. Die Liste der Peinlichkeiten wäre lang. Hier sei nur erwähnt, dass er in Fürth ein Rathaus bauen ließ, das dem Palazzo Vecchio nacheifert - ein Abklatsch toskanischer Renaissance mitten in Franken, als Epochenelement des deutschen 19. Jahrhunderts. Dichter als im Gehirn dieses Mannes können guter Geschmack und Geschmacklosigkeit nicht beieinanderliegen.

Das deutsche Krankheitsbild hatte damals seinen Ursprung. Zumindest kann alles, was vorher je vorfiel als verwunden und geheilt angesehen werden. Man verstehe mich jetzt nicht falsch. Ich bin alles andere als antideutsch; und niemand besser als ich weiß, dass es in anderen Ländern ebenfalls landesspezifische Soziopathien gibt (und ich weiß auch, dass man sich in anderen Ländern nicht so aufmerksam mit dem Kehren des eigenen Hofes abgibt wie in Deutschland). Aber kein Land auf der ganzen Welt ist gegenüber den eigenen Volksliedern so befangen wie wir! Und die einzigen, denen es gelingt, die zeitlose Schönheit der deutschen Volkslieder hervorzuheben und die ein Hörerlebnis garantieren, das gleichzeitig zeitgemäß und unzeitgemäß ist, sind die englischen King's Singers. Ihr Vortrag kommt fast immer ohne "zeitgemäße" Verfremdung aus, und wenn diese ausnahmsweise einmal angewendet wird, erfüllt sie einen präzisen ästhetischen Zweck, der weder der Ironisierung noch dem Selbstverständnis des Ensembles dient, sondern allein dem Kunstwerk, zum Beispiel dem sehr bekannten Volkslied, das von Sängerkränzen, Schulchören und Volksliedheinis so zersungen wurde, dass man die Worte Eichendorfs nicht mehr hörte. Eingebettet in einen Vortrag zeitgemäßer Verfremdung kann man als Zitat den alten Klang als unzeitgemäßes Element hören, abgerundet und zusammengehalten wird beides durch die unverkrampfte Reinheit gegenüber der zeitlosen Schönheit des Lieds.





Das deutsche Calmus Ensemble klingt im Vergleich dazu wehleidig und gezwungen, ohne ironische Verfremdung kommt es nicht aus, und selbst dieser gelingt es nicht, den gestelzten Unterton des Geschwollenen völlig zu vertreiben, sodass sie am Ende sogar zum Selbstzweck wird und in jedem Fall ein Feigenblatt darstellt, mit dem man die eigene Liebe zum deutschen Volkslied tarnen möchte.
"Unbefangen" und unbekümmert von deutschen Chören gesungene deutsche Volkslieder dagegen - wie zum Beispiel von den Fischer Chören oder dem Dresdner Kreuzchor - lassen vor allem das Unzeitgemäße hörbar werden. Politisch engagierte Künstler - wie Zupfgeigenhansel und die Grenzgänger - veranlassen zu sehr die Aspekte des Zeitgemäßen hervorzutreten. Max Raabe schließlich spielt so zweideutig schillernd mit der Ironie, dass diese sich als Selbstironie neutralisiert und zu Vorhang und Vorwand eines unwägbaren Spektakels wird.  Ein merk-würdiges Symptom. Das deutsche Krankheitsbild hat seinen Ursprung in den verkorksten Verwindungen des 19. Jahrhunderts, und die Art, wie Wulff Goethe zitiert - hier ist es zu sehen - , zeigt, dass der Dornröschenschlaf und traumtrübe Fehleinschätzungen wieder da sind, und wie aktuell Betrachtungen des Krankheitsbildes daher sind.

(Nachtrag 3 Jahre später! Mittlerweile bemüht man sich, die Volksliedwunden mit einem großartigen Liederprojekt zu kurieren. Sehr begrüßenswert. Es hakt immer noch ein bisschen, die Qualität ist selten wirklich exzellent, vieles hört sich verkrampft an, aber das ist das beste, was bisher in Deutschland in dieser Hinsicht zustande kam.
Übrigens ist interessant festzuhalten, dass unsere weihnachtliche Volkskultur betreffend, wir nie unsere Unbefangenheit verloren haben! Entsprechend ist auch der Vortrag von Weihnachtsliedern in den letzten Jahrzehnten immer überwiegend gelungen gewesen (egal ob Anneliese Rothenberger, Udo Jürgens, James Last oder Gerhard Polt, es war allzeit etwas dabei, was man gern anhören konnte) und auch jetzt noch am problemlosesten (nur seit Nena sich des Genres angenommen hat, kommt es öfter auch zu wirklich abwegigen Arten des Vortrags). Obwohl an Weihnachten während des Nationalsozialismus ebenfalls die germanischen Aspekte der Wintersonnenwende betont wurden - "Hohe Nacht der klaren Sterne" - konnte die ideologische Kontextualisierung unserer Liebe zu Weihnachten und seinen Liedern nichts anhaben. Einerseits vielleicht wegen der starken Einbettung ins Christentum, andererseits aber vielleicht gerade, weil die eher heidnischen Bräuche, die mit Bethlehem und Palmen eigentlich gar nichts zu tun haben, sondern sehr viel mehr mit Tannenbaum und Schnee und Licht in der Dunkelheit, hier so stark empfunden werden.)

Hier die nationalsozialistische Variante eines in der NS-Zeit entstandenen Weihnachtslieds, in dem keine Bezugnahme auf das Christentum zu hören ist:


 

Und hier dasselbe Lied noch einmal nach dem Krieg während Adenauers Zeit: 

Und hier noch eine Variante, die in der DDR gesungen wurde. Ausnahmsweise übernahm man in der DDR ein Lied der NS-Zeit, weil die DDR ebenfalls Wert darauf legte, Weihnachten so zu feiern, das christliche Tradition dabei nicht im Vordergrund stand.



Deutsches Volkslied



Auch die Pathologie ihres antithetischen Spiegelsplitterbildes (ich meine als Symptom z.B. die dodekaphonoide Neue Musik nach 1945) hatte indirekt damals ihren Ursprung, denn manchmal ist Harmonie nur als kompensierender, verbindender Einklang mit Dysharmonie möglich. Mendelssohn-Bartoldy war noch ziemlich gesund, Mahler wurde langsam aber sicher exorbitant und Schönberg warf es aus der Bahn. Aber Musik kann man wenigstens abstellen (bisher jedenfalls). Die Walhalla kann man nicht abstellen.



Des Knaben Wunderhorn

Andrei Volkonsky sagte einmal zu mir, in Beethoven könne man das Kommen der Katastrophe schon hören. Ich hielt das für übertrieben, aber ich fange langsam an, ihm da zuzustimmen. Nicht weil ich an prophetische Hellsicht glaube, sondern weil die Samenkerne einer späteren Entwicklung eben schon da sind, wenn aufnahmefähige Menschen wie Beethoven oder Goethe alle Zeit der Welt fühlen. Ich persönlich habe nicht besonders viel übrig für das deutsche 19. Jahrhundert und fühle mich im 18. wohler; das 19. ist mir zu durchwachsen, es ist - wie man es auch wendet - nicht Fisch und nicht Fleisch. Sogar in Italien gibt es ein bisschen Neogothik da und dort, die die Verabschiedung des Adels umrahmte. Goethe ahnte wohl was, als er das Romantische als krank bezeichnete.

Dennoch entwickelte sich während des 19. Jhs immer noch eine Unmenge an erstklassiger Kultur, eine derartige Fülle, dass man sich 100 Jahre später, selbst wenn man sich der Schattenseiten bewusst ist, durchaus die Finger nach dieser Zeit lecken kann (was wiederum Verwirrung stiftet, da hierdurch die verquaste Rückwärtsgewandtheit und die realistisch prüfende Wertschätzung einander ähneln und unvermeidlich durcheinander geraten), denn damals gab es in Deutschland nicht nur Qualität in der Kunst, sondern vor allem gab es noch eine Unbefangenheit, von der wir heute nur träumen können und infolgedessen eine Fülle, die eigentlich Walhalla und Neuschwanstein in den Schatten stellen müsste.

Beethoven verdiente gut am Wiener Kongress

Es wäre an der Zeit, die Unterschiede zwischen Gut und Schlecht klarer zu sehen und vor allem die kontrapunktistische Beziehung zu sehen, die beides manchmal auch harmonisch verbindet (ob des oben formulierten Axioms) und zu sehen, wie sich diese Ping Pong Verbindung ergibt und welche Räume der Ambivalenz ihr immer noch innewohnen. Nirgendwo anders liegt gut und schlecht so dicht beieinander wie im Kommersbuch. Ein guter Anfang könnte sein, das Kommersbuch philologisch und kulturhistorisch unter die Lupe zu nehmen und Spreu und Hafer mit guten Begründungen, und wenn auch nur nach ureigenem Ermessen, zu trennen. Es gibt eine Menge zu tun. 




Peter Watson ist auf dem richtigen Weg

Was die Kwalhalla angeht... viel wäre schon gewonnen, wenn man mit all den Büsten und Gedenktafeln einfach in die Befreiungshalle umziehen würde, die schon vom Namen her, aber auch ästhetisch-architektonisch viel passender wäre! Außerdem ist sie ein Zitat des Mausoleums von Theoderich, der immerhin ein Germane war. Die Befreiungshalle knüpft wenigstens an eine tatsächliche Vorgeschichte an, die uns betrifft, und dieses Mausoleum steht sogar noch! Gleichzeitig ist sie auch etwas dem Pantheon in Rom nachempfunden; und das ist inzwischen eine angenehm ironische Bezugnahme auf die Franzosen, die nur unterschwellig zum Ausdruck käme. Und da Deutsche und Franzosen ihre nationalen Wurzeln beide in Chlodwig I sehen, sie also siamesische Zwillinge sind, ist schmunzelnder, gut gemeinter Humor begrüßenswert. Ich würde übrigens, anlässlich dieses Umzugs auch dem guten Lützow eine Gedenktafel widmen. Die Walhalla könnte man dann nach dem Umzug in eine griechische Discothek und Eventothek verwallwandeln. Oder in einen Wallfahrtsort für Hestajünger, Veledianer, Wiccaglaübige und andere anthroposophische Naturkatastrophen.

Die wahren Orte, an denen wir unsere nationale Identität pflegen und vor allem genießen sollten, sind jedenfalls ganz andere. Ich meine Orte wie Merseburg, Magdeburg, Naumburg und Braunschweig, die Wartburg, Goslar, Augsburg, Würzburg, Köln, Nürnberg... Königsberg... Aachen, Metz, Speyer... aber auch Trier, denn auch wir haben römische Wurzeln, und eines der größten auch heute noch in Deutschland bewunderten römischen Monumente ist der Weinbau. Ich meine Orte wie Marburg und Weimar, aber leider auch das benachbarte Buchenwald.

Vor allem aber sollte Hambach mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Generell wäre mehr regionales Kulturbewusstsein wünschenswert. Man sollte einen regional gegliederten Kulturgeschichtlichen Atlas für Deutschland schaffen. Eine gute Idee wäre auch, wenn uns Markus Lanz zusammen mit Guido Knopp über ein paar Monate hinweg den größten Thüringer wählen ließen und danach weitere besonders fruchtbare Regionen Deutschlands ins Auge fassen ließen. Denn heutzutage kann niemand aus dem Stegreif zehn Dinge nennen, derer Thüringen, Westphalen oder irgend eine andere Region sich rühmen kann (abgesehen vielleicht von Bayern, das einerseits immer wieder als Tanzbär vorgeführt wird, andererseits aber wirklich noch eine Volksmusikkultur besitzt, um die man es nur beneiden kann, dritterseits aber auch unter Verwellisierung leidet; die engstirnige Ideologisierung seitens Stoffel ist mittlerweile - wie immer, wenn eine Entwicklung ins andere Extrem zu beobachten ist - nicht mehr schön. Stoffel ist ein überheblicher, eingebildeter Lackl geworden). 

Es muss ja nicht in jedem Bundesland eine regionale Ruhmeshalle stehen, und ich möchte auch nicht zum Lokalchauvinismus aufrufen, ich möchte allenfalls, dass die regionale Eigenständigkeit Akzente bekommt; und in einem literarischen Atlas auf einen Blick erstaunt feststellen zu können, wieviele große Philosophen Preußen waren, wäre eine feine Sache. Letztendlich sollte nicht vergessen werden, dass die einstige Vielstaaterei uns auch eine Vielfalt geschenkt hat, die im Lauf der Zeit zunehmender Homogenisierung weichen musste. Asfa-Wossen Asserate erinnert daran, wieviele Theater und Opern es auf Grund dessen gab!

Und Peter Watson erinnert daran, dass es auf Grund der Zersplitterung in Deutschland 50 Universitäten gab, als es in England nur 2 gab.


Merseburg

Esprit de corps

In Italien hat man statt der Ruhmeshallen mit ihren Marmorbüsten, die an Menschen erinnern, deren Gräber meist nicht existieren, ganze Städte, die sozusagen nur aus Ruhm bestehen. Mal ist die Konzentration berühmter Skelette höher, mal niedriger. In Santa Croce in Florenz - bekannt auch unter der Bezeichnung "Tempel der italischen Glorien" - gibt es sogar ein leeres Grab für Dante, der in Ravenna liegt, weil ihn seine Heimatstadt vertrieb. Aber Macchiavellis Grab in derselben Kirche ist echt, das von Michelangelo auch, und ebenso das von Giovanni Gentile und Galileo Galilei. Es gibt auch ein Grab mit einer Statue, die offensichtlich das Original ist, von dem dann die Freiheitsstatue die Kopie wurde. Aber das ist nicht offiziell, der Fall muss erst noch überprüft werden, denn ohne schriftliche Belege traut seinen Augen kein Mensch.