Montag, 28. Februar 2011
Glasnost
Andererseits sollte man sich grundsätzlich über Folgendes im Klaren werden. Der Leichtigkeit, mit der man heutzutage über Google ein Plagiat (oder soll ich lieber sagen ein sogenanntes "Plagiat") gefunden werden kann, entspricht die Leichtigkeit des Copy & Paste. Mit anderen Worten, wozu haben wir eigentlich diese Technologie erfunden, wenn wir sie dann nicht benutzen dürfen? Seit es Taschenrechner gibt, ist es dumm mit dem Kopf zu rechnen. Ich weiß, es ist nicht ganz dasselbe. Und dennoch: es wäre lächerlich, die Texte, die ein Doktorand zu Rate zieht, umständlich durch eigene Neuformulierungen (wie es im Schreibmaschinenzeitalter üblich war) in seine eigene Arbeit zu integrieren, wenn es auch so einfach geht.
Wissenschaftliches Arbeiten sollte man nicht an diese Art von Echtheitsfetischismus schweißen. Fußnoten, die die entsprechenden Textbausteine kennzeichnen, dürfen allerdings nicht fehlen. Oder zumindest sollte eine vollständige Liste nicht nur der Autoren und Werke, sondern auch der Seitenangaben folgen.
Mehr noch als all dies zählt in meinen Augen jedoch, dass der Doktorand seine Arbeit diskutieren, erläutern und schlüssig darlegen kann. Er muss Herr der behandelten und dargestellten Materie sein, er muss sie akademisch beherrschen. Wenn der behandelte Stoff beherrscht wird, verblassen die Plagiatsvorwürfe zu Formfehlern.
In ein paar Jahren gibt es wahrscheinlich Software, die "Plagiate" nicht nur dann erkennen kann, wenn der Wortlaut identisch ist, sondern auch, wenn bei anderer Formulierung derselbe Sinn kenntlich wird. Was dann? Soll man auch dann Plagiatsvorwürfe machen?
"Dicebat Bernardus Carnotensis nos esse quasi nanos gigantum umeris insidentes, ut possimus plura eis et remotiora videre, non utique proprii visus acumine, aut eminentia corporis, sed quia in altum subvehimur et extollimur magnitudine gigantea".
Johannes von Salesbury - Metalogicon 3,4,46-50
Dieses Motto gilt in jedem Fall, auch dann, wenn KT umständlich zeitaufwendige Eigenformulierungen getippt hätte. Und die, die ihre Doktorarbeiten schrieben, als es noch kein Copy & Paste gab, könnten irgendwann über die noch kommende Software stolpern. Auch diejenigen, die jetzt den Mund mit dem Wort "Wissenschaftlichkeit" voll nehmen, könnten unter den Stolperern sein; einschließlich der Doktorväter.
Entscheidend sollte sein, dass KT seine Doktorarbeit akademisch beherrscht. Die 30 % von ihm selbst sind das eigentlich vom Doktorvater zu Beurteilende und wiegen in jedem Fall schwerer als die 70% Quellenzitate (die natürlich, wie bereits gesagt, gekennzeichnet sein müssen).
Es wird sich zeigen, ob und wie sich die akademischen Bräuche im Verlauf der nächsten Jahre ändern werden. Der Echtheitsbegriff scheint nicht mehr derselbe zu sein wie früher. Durch die Googletransparenz wird die Bedeutung von Johannes von Salesburys Maxime überdeutlich, während sie im Schreibmaschinenzeitalter noch verschleiert war.
Konservative Skepsis
Wie immer lohnt es sich auch diesmal Michael Wolffsohns Kommentar zu lesen
Donnerstag, 24. Februar 2011
Anna Depenbusch und Jochen Distelmeyer
http://www.annadepenbusch.de/
http://de.wikipedia.org/wiki/Anna_Depenbusch
http://de.wikipedia.org/wiki/Jochen_Distelmeyer
http://www.jochendistelmeyer.de/
Missverständnisse
In der Antike waren gegensätzliche Auffassungen, die in gegensätzliche Kulturen eingebettet waren oft durch natürliche geografische Barrieren getrennt. Flüsse sind gleichzeitig Grenzen und gleichzeitig verbindende Elemente. Sie sind im wahrsten Sinne des Wortes fließende Grenzen. Dass Menschen, die die Begabung besaßen, intersubjektive Einsichten zu fördern, ein Priesteramt angetragen wurde, dass dieses Amt Pontifex genannt wurde und die Pontifices auch tatsächlich für den Brückenbau zuständig waren, ist mehr als einleuchtend. Das Herrliche an den Römern ist immer wieder die - ebenfalls dem ethymologischen Wortsinn entsprechende, von "vernehmen" - vernünftige Plausibilität, die Folgerichtigkeit der Entsprechungen (z.B. zwischen Mars und März, die ich hier ansprach), das Gleichgewicht zwischen Annehmlichkeiten und Unannehmlichkeiten, das dem Menschen besser gerecht wird als die Gleichheit, wenngleich es nur in der Dimension des Unwägbaren zustandekommen kann und daher in unserer Zeit, in der Verzifferung und Messbarkeit alles ist, wahrscheinlich nie mehr aktualisiert werden wird.
Wasserahnen?
Wasseraffen-Theorie
Aquatic ape hypothesis
Ardipithecus ramidus hat sowohl die Savannentheorie, wie die Wasseraffentheorie in einem wichtigen Punkt widerlegt. Was den aufrechten Gang angeht, hatte niemand erwartet, dass unsere Vorfahren schon auf den Bäumen aufrecht von Ast zu Ast schritten, und ausnahmslos alle hatten nach einem Selektionsdruck gesucht, der den aufrechten Gang erzwungen haben könnte (hohes Gras in der Savanne eben, oder respektive das Wasser, das einem manchmal bis zum Hals steht).
Ardipithecus - Science Magazine
Ardipithecus ramidus
Man könnte allerdings auch annehmen, dass die Affen im Miozän erst mal in Wasser und Savanne zum aufrechten Gang übergingen und dann in den folgenden 16 Millionen Jahren auf die Bäume zurückkehrten und dort angekommen als Ardipithecus im Pliozän lebten. Warum nicht?
Homo naledi
Sonntag, 20. Februar 2011
Salvatore Settis
Die Franzosen sind die Einzigen, die einen Wiki über Settis geschrieben haben, so kurz er auch ist. Denn Settis ist auch im Komittee des Louvre. Er ist der Rektor der Scuola Normale Superiore di Pisa.
Freitag, 18. Februar 2011
Waffentechnik und Aura
Da es außer dem Wald in Deutschland keine ernstzunehmende geografische Barrieren gibt, kam es - anders als in Italien, das durch den Appenin anthropogeografische und kulturgeschichtliche Konstanten zeigt - auf unserem Gebiet, als der wilde Wald erst mal gerodet war, immer wieder zu Verschiebungen und Vermischungen. Das heutige Sachsen erhielt seinen Namen jedoch nicht auf Grund dieser Vermischungen, sondern nur weil Heinrich der Löwe nach dem nördöstlichen Thüringen abwandern musste und dadurch der dynastischen Terminologie gemäß die Bezeichnung „Obersachsen“ entstand.
Grauenhaft
Donnerstag, 17. Februar 2011
T.S. Eliot & Edgar Wilson Nye & Ferenc Sebö
"Wagner's music is better than it sounds." Edgar Wilson Nye (quoted by Mark Twain in his autobiography)
http://en.wikipedia.org/wiki/Ferenc_Sebö
Gott wurde auf die Liebe reduziert, die Liebe auf die Moral, die Moral auf moralistische Buchhaltung. Der nächste Schritt auf dieser Abschiedsstiege wird ein kybernetisches Flussdiagramm sein, das ein Funktionsmodell der Spiegelneuronen beschreibt.
Mittwoch, 16. Februar 2011
Pirol
Der Pirol wird in Mecklenburg Vogel Bülow genannt, weil sein Ruf sich so ähnlich anhört: "Bülow, bülow". Das Adelsgeschlecht von Bülow hat daher spätestens Ende des 14. Jahrhunderts beschlossen, seinem Wappen unter anderm auch einen Pirol hinzuzufügen.
Bernhard Victor Christoph-Carl von Bülow (* 1923), genannt Vicco von Bülow, hat sich als Künstlernamen das französische Wort für Pirol gewählt: Loriot!
Wunder zur Zeit Napoleons I. und des III.
"Dass da Wunder geschehen, wo Wunder geglaubt werden, ist kein Wunder" Ludwig Feuerbach
Als Napoleon Neapel besetzt hatte, wollte das Blutwunder des San Gennaro nicht zustandekommen, was in Neapel als sehr schlechtes Zeichen gedeutet wird (auch heute noch), und damals drohte deshalb angeblich ein Volksaufstand. Napoleon ließ daher lieber die obersten Priester herbeikommen und sagte, wenn das Wunder nicht binnen 24 Stunden zustande gekommen sei, würde er sie standrechtlich erschießen lassen. Da geschah das Wunder.
Montag, 14. Februar 2011
Napoleon
Napoleons Muttersprache war italienisch. Die Vorfahren kamen 200 Jahre vorher aus der Toskana, wahrscheinlich im Dienste Genuas, und gehörten zum korsischen Kleinbürgertum. Als Korsika französisch wurde, räumten die Franzosen dem korsischen Kleinadel Privilegien ein, um Korsika leichter regieren zu können (so ähnlich, wie später Napoleon aus dem Kurfürstentum Bayern ein Königreich Bayern machte). Um an diese Privilegien zu gelangen, nahm Napoleons Vater Verbindung mit entfernten adeligen Verwandten in Sarzana und San Miniato (Toskana) auf, um die adelige Herkunft beweisen zu können.
Ernst Jünger schrieb in seiner Erzählung "Der Moosgrüne" sinngemäß einmal, im Zusammenhang mit Orten wie Sardinien, "die periphären Orte" seien "Retorten des Unvorhersehbaren". Ich musste an diesen Ausdruck denken, als Ferdinand Piech den baskischen GM-Manager Lopez, für VW abwarb. Die französische Revolution schaffte nicht die Monarchie ab, sondern machte 10 Jahre nach dem Sturm der Bastille einen genialen, aus der korsischen Peripherie Europas herantretenden Emporkömmling zu einem Kaiser des Bürgertums. Dessen Größe entfachte in Frankreich die Grandeur, und als der korsische Emporkömmling zum französischen Eindringling wurde, weckte das Eindringen der republikanischen Grandeur in Europa einerseits die latenten republikanischen Ideale der citoyens (oder in Deutschland zumindest der bourgoises) und andererseits den nationalistischen Stolz der Selbstbehauptung. Schwer zu sagen, wem von beiden Deutschland mehr für die deutsche Einheit zu verdanken hat, ob Napoleon oder Bismarck (für Recht und Freiheit wahrscheinlich mehr Napoleon!). Grob gesagt (sehr grob und sehr sarkastisch), hat Napoleon Deutschland möglich (weil nötig) gemacht, wie Hitler Israel möglich (weil nötig) gemacht hat.
Ab 1871 gab es dann einen Kaiser in Deutschland. Aber nicht das Bürgertum hatte jetzt einen Kaiser, sondern Deutschland hatte jetzt einen Kaiser, der ein Bürgertum hatte.
http://de.wikipedia.org/wiki/Napoleon_Bonaparte
http://it.wikipedia.org/wiki/Napoleone
Austerlitz - La7 (auf italienisch)
Napoleon und die Deutschen (ZDF - Dokumentation)
http://persciun.blogspot.com/2010/12/der-schatten-napoleons.html
Bismarck und das Deutsche Reich (ZDF - Dokumentation)
Die Märzrevolution von 1948 (ZDF - Dokumentation)
Sonntag, 13. Februar 2011
Kelsos (um 178 n.Chr.)
Zu den Argumenten des Kelsos, mit denen er das Christentum und einzelne christliche Lehren bekämpfte, gehören folgende, immer noch kluge und treffende Einwände:
Es sei absurd zu glauben, dass sich die höchste Gottheit in einen menschlichen Körper begebe, noch dazu einen normalen und unauffälligen, dem man das Göttliche nicht ansieht, und dass Gott sich mit Bösem und Hässlichem abgebe und dem Leid aussetze. Außerdem sei nicht einsichtig, dass Gott dies erst zu einem bestimmten Zeitpunkt getan habe und nicht schon früher.
Es sei unsinnig zu glauben, dass Gott sich um die Juden und die Christen mehr kümmere als um die übrige Welt und nur zu ihnen seine Boten entsende. Ebenso könnten Würmer oder Frösche sich einbilden, dass das Weltall ihretwegen bestehe und dass Gott sie gegenüber allen anderen Wesen bevorzuge.
Wenn alle Menschen so wie die damaligen Christen sich der Beteiligung an der staatlichen Gemeinschaft verweigern würden, müsse das Reich zugrunde gehen; dann würden Barbaren die Macht übernehmen und jegliche Zivilisation und Weisheit vernichten. Auch vom Christentum bliebe dann schließlich nichts übrig.
Dem linearen, eschatologischen Geschichtsverständnis der Christen stellt Kelsos eine zyklische Geschichtsdeutung entgegen. Nach seiner Überzeugung strebt die Geschichte nicht einem Endpunkt wie dem Weltuntergang und Jüngsten Gericht zu, sondern ist ein ewiger Kreislauf.
Es gebe keinen Grund anzunehmen, die Welt sei um des Menschen willen geschaffen worden. Eher könne man sogar behaupten, sie sei um der Tiere willen da. Zwar würden die Tiere vom Menschen gejagt und verspeist, aber das Umgekehrte komme auch vor und sei früher – bevor die Menschen Waffen, Netze und Jagdhunde einführten – sogar der Normalfall gewesen. Daher scheine Gott eher die Raubtiere bevorzugt zu haben, da er ihnen ihre Waffen schon mitgab. In Wirklichkeit sei die Welt jedoch eine Gesamtheit; es sei nicht einer ihrer Teile um des anderen willen da oder eine Gattung von Lebewesen wegen einer anderen geschaffen, sondern jeder Teil bestehe unmittelbar im Hinblick auf das Ganze.
Es sei ein Widerspruch, dass Jesus als Sohn eines Zimmermanns bezeichnet wird und zugleich sein Stammbaum zu den jüdischen Königen zurückverfolgt wird.
(wobei der Zimmermann auch noch der Stiefvater ist, füge ich hinzu)
Jesus drohe und schimpfe, weil er unfähig sei zu überzeugen.
Die Christen seien ungebildet und betrachteten dies nicht als einen Mangel, sondern als ob es ein Verdienst wäre. Sie meinten, ein Ungebildeter habe besseren Zugang zur Wahrheit als ein Gebildeter.
Es sei unsinnig anzunehmen, dass Gott außerstande gewesen sei, sein eigenes Geschöpf Adam zu überzeugen.
Es sei lächerlich, Gott menschliche Leidenschaften wie Zorn zuzuschreiben.
Die Lehre von der Auferstehung des Fleisches unterstelle Gott ein naturwidriges und unsinniges Verhalten.
Es sei abgeschmackt anzunehmen, dass Gott nach dem Sechstagewerk der Schöpfung einen Ruhetag benötigt habe, als wäre er wie ein Handwerker nach der Arbeit ermüdet.
Es werde nicht einsichtig gemacht, warum man glauben soll, sondern der Glaube werde als Voraussetzung für die Erlösung einfach gefordert.
Der Teufelsglaube, also die Idee, dass Gott einen Widersacher habe, sei ein Zeichen von größter Ignoranz. Wenn es den Teufel gäbe und er die Menschen betrogen hätte, so gäbe es für Gott keinen Grund, den Betrogenen zu drohen; überhaupt drohe Gott niemandem.
Deutscher Idealismus als Antiidealismus
"Über Tisch war Lenz wieder in guter Stimmung: man sprach von Literatur, er war auf seinem Gebiete. Die idealistische Periode fing damals an; Kaufmann war ein Anhänger davon, Lenz widersprach heftig. Er sagte: Die Dichter, von denen man sage, sie geben die Wirklichkeit, hätten auch keine Ahnung davon; doch seien sie immer noch erträglicher als die, welche die Wirklichkeit verklären wollten. Er sagte: Der liebe Gott hat die Welt wohl gemacht, wie sie sein soll, und wir können wohl nicht was Besseres klecksen; unser einziges Bestreben soll sein, ihm ein wenig nachzuschaffen. Ich verlange in allem – Leben, Möglichkeit des Daseins, und dann ist's gut; wir haben dann nicht zu fragen, ob es schön, ob es häßlich ist. Das Gefühl, daß, was geschaffen sei, Leben habe, stehe über diesen beiden und sei das einzige Kriterium in Kunstsachen. Übrigens begegne es uns nur selten: in Shakespeare finden wir es, und in den Volksliedern tönt es einem ganz, in Goethe manchmal entgegen; alles übrige kann man ins Feuer werfen. Die Leute können auch keinen Hundsstall zeichnen. Da wollte man idealistische Gestalten, aber alles, was ich davon gesehen, sind Holzpuppen. Dieser Idealismus ist die schmählichste Verachtung der menschlichen Natur. Man versuche es einmal und senke sich in das Leben des Geringsten und gebe es wieder in den Zuckungen, den Andeutungen, dem ganzen feinen, kaum bemerkten Mienenspiel; er hätte dergleichen versucht im ›Hofmeister‹ und den ›Soldaten‹. Es sind die prosaischsten Menschen unter der Sonne; aber die Gefühlsader ist in fast allen Menschen gleich, nur ist die Hülle mehr oder weniger dicht, durch die sie brechen muß. Man muß nur Aug und Ohren dafür haben. Wie ich gestern neben am Tal hinaufging, sah ich auf einem Steine zwei Mädchen sitzen: die eine band ihr Haar auf, die andre half ihr; und das goldne Haar hing herab, und ein ernstes bleiches Gesicht, und doch so jung, und die schwarze Tracht, und die andre so sorgsam bemüht. Die schönsten, innigsten Bilder der altdeutschen Schule geben kaum eine Ahnung davon. Man möchte manchmal ein Medusenhaupt sein, um so eine Gruppe in Stein verwandeln zu können, und den Leuten zurufen. Sie standen auf, die schöne Gruppe war zerstört; aber wie sie so hinabstiegen, zwischen den Felsen, war es wieder ein anderes Bild.
Die schönsten Bilder, die schwellendsten Töne gruppieren, lösen sich auf. Nur eins bleibt: eine unendliche Schönheit, die aus einer Form in die andre tritt, ewig aufgeblättert, verändert. Man kann sie aber freilich nicht immer festhalten und in Museen stellen und auf Noten ziehen, und dann alt und jung herbeirufen und die Buben und Alten darüber radotieren und sich entzücken lassen. Man muß die Menschheit lieben, um in das eigentümliche Wesen jedes einzudringen; es darf einem keiner zu gering, keiner zu häßlich sein, erst dann kann man sie verstehen; das unbedeutendste Gesicht macht einen tiefern Eindruck als die bloße Empfindung des Schönen, und man kann die Gestalten aus sich heraustreten lassen, ohne etwas vom Äußern hinein zu kopieren, wo einem kein Leben, keine Muskeln, kein Puls entgegenschwillt und pocht.
Kaufmann warf ihm vor, daß er in der Wirklichkeit doch keine Typen für einen Apoll von Belvedere oder eine Raffaelische Madonna finden würde. Was liegt daran, versetzte er; ich muß gestehen, ich fühle mich dabei sehr tot. Wenn ich in mir arbeite, kann ich auch wohl was dabei fühlen, aber ich tue das Beste daran. Der Dichter und Bildende ist mir der liebste, der mir die Natur am wirklichsten gibt, so daß ich über seinem Gebild fühle; alles übrige stört mich. Die holländischen Maler sind mir lieber als die italienischen, sie sind auch die einzigen faßlichen. Ich kenne nur zwei Bilder, und zwar von Niederländern, die mir einen Eindruck gemacht hätten wie das Neue Testament: das eine ist, ich weiß nicht von wem, Christus und die Jünger von Emmaus. Wenn man so liest, wie die Jünger hinausgingen, es liegt gleich die ganze Natur in den paar Worten. Es ist ein trüber, dämmernder Abend, ein einförmiger roter Streifen am Horizont, halbfinster auf der Straße; da kommt ein Unbekannter zu ihnen, sie sprechen, er bricht das Brot; da erkennen sie ihn, in einfach-menschlicher Art, und die göttlich-leidenden Züge reden ihnen deutlich, und sie erschrecken, denn es ist finster geworden, und es tritt sie etwas Unbegreifliches an; aber es ist kein gespenstisches Grauen, es ist, wie wenn einem ein geliebter Toter in der Dämmerung in der alten Art entgegenträte: so ist das Bild mit dem einförmigen, bräunlichen Ton darüber, dem trüben stillen Abend. Dann ein anderes: Eine Frau sitzt in ihrer Kammer, das Gebetbuch in der Hand. Es ist sonntäglich aufgeputzt, der Sand gestreut, so heimlich rein und warm. Die Frau hat nicht zur Kirche gekonnt, und sie verrichtet die Andacht zu Haus; das Fenster ist offen, sie sitzt darnach hingewandt, und es ist, als schwebten zu dem Fenster über die weite ebne Landschaft die Glockentöne von dem Dorfe herein und verhallet der Sang der nahen Gemeinde aus der Kirche her, und die Frau liest den Text nach.
In der Art sprach er weiter; man horchte auf, es traf vieles. Er war rot geworden über dem Reden, und bald lächelnd, bald ernst schüttelte er die blonden Locken. Er hatte sich ganz vergessen." Georg Büchner - "Lenz"
George Moorse
Einer der schönsten deutschsprachigen Filme
Liederprojekt
Samstag, 12. Februar 2011
Freiheit und Gebundenheit
Von diesem Gleichgewicht, von dieser lebensnotwendigen Polarität müssen wir ausgehen, der Polarität zwischen Bewegungsfreiheit und Ortsgebundenheit, Denkfreiheit und Denkausrichtung durch die Gemeinschaft, zwischen Individuum und Genossenschaft, zwischen schöpferischer Freiheit des Gestaltens und den Formen der Tradition, zwischen der Willkür des Handelns der Individuen oder der Gruppen und dem Widerhall, dem Miterleben durch die höhere Gemeinschaft. Die Existenz des Menschen umfaßt beide Pole; sein Leben entzündet sich durch die Energien, die von dem einen Pol zum anderen strömen: Freiheit und Gebundenheit.“ – Gottwalt Christian Hirsch
Brut und Boden
Freitag, 11. Februar 2011
Gegenüberstellung
Soy este
que va a mi lado sin yo verlo;
que, a veces, voy a ver,
y que, a veces, olvido.
El que calla, sereno, cuando hablo,
el que perdona, dulce, cuando odio,
el que pasea per donde no estoy,
el que quedarà en pié cuando yo muera.
Ich bin nicht ich.
Ich bin jener,
der an meiner Seite geht, ohne dass ich ihn erblicke,
den ich oft besuche,
und den ich oft vergesse.
Jener, der ruhig schweigt, wenn ich spreche,
der sanftmütig verzeiht, wenn ich hasse,
der umherschweift, wo ich nicht bin,
der aufrecht bleiben wird, wenn ich sterbe.
Juan Ramon Jimenez
Nächtlicher Weg
Schwer schweigt der Wald in schwarzer Pracht.
Mein Mantel flattert durch die Nacht.
Streift welkes Laub am Boden mit;
und wo die Äste wie Gestalten
hoch über mir die Hände halten,
folgt Zittern meinem festen Schritt.
Und leis an mir herniederglitt,
als woll´s im feuchten Gras erkalten,
was in mir kämpfte, rang und litt;
was ich in mir für schlecht gehalten,
das nahm die Nacht im Atem mit.
Und stiller meine Schritte halten,
wie eines fremden Freundes Schritt.
Wilhelm von Scholz
Des Lebens Pulse schlagen frisch lebendig,
Ätherische Dämmerung milde zu begrüßen;
Du, Erde, warst auch diese Nacht beständig
Und atmest neu erquickt zu meinen Füßen,
Beginnest schon, mit Lust mich zu umgeben,
Du regst und rührst ein kräftiges Beschließen,
Zum höchsten Dasein immerfort zu streben. –
In Dämmerschein liegt schon die Welt erschlossen,
Der Wald ertönt von tausendstimmigem Leben,
Tal aus, Tal ein ist Nebelstreif ergossen,
Doch senkt sich Himmelsklarheit in die Tiefen,
Und Zweig und Äste, frisch erquickt, entsprossen
Dem duft'gen Abgrund, wo versenkt sie schliefen;
Auch Farb' an Farbe klärt sich los vom Grunde,
Wo Blum' und Blatt von Zitterperle triefen –
Ein Paradies wird um mich her die Runde.
Zwickmühle im Sonnenlicht und Noam Chomsky
Diese beiden Menschen waren es, die ich, ihrer Sensibilität wegen, während meiner Jugend am meisten schätzte.
Beide waren auf einem Auge blind, aber beider Wahrnehmung hatte ein ziemlich hohes Auflösungsvermögen. Beide waren in der Lage mit schlafwandlerischer Sicherheit Dinge, die gewöhnliche Sterbliche schlicht übersahen, als Dinge zu erkennen, die sie in ihrer radikalen Ansicht bestärkten. Und da sich unter diesen Dingen neben paranoiden optischen Fehlleistungen immer wieder auch tatsächlich Wesentliches befand, war der Umgang mit beiden zwar einerseits nervenaufreibend, weil man ihre unbefangen vorgetragenen Behauptungen besser überprüfte, aber andererseits eben auch sehr stimulierend. Beide hatten einen sehr hohen moralischen Anspruch auf ihre Fahne geschrieben, und beide legten sehr strenge Maßstäbe an. Aber beide waren leider gleichermaßen intollerant und feindselig gegenüber Andersdenkenden und somit letztlich gleichermaßen unglaubwürdig. Leider waren auch beide, was bei dem bisher über sie gesagten niemanden überraschen wird, gegenüber Kritik völlig unzugänglich und reagierten tief gekränkt und empört, wenn man versuchte für diejenigen Partei zu ergreifen, die sie zu schmähen pflegten. Und es wurden in diesem Fall sofort gehässige, moralisierende Schlussfolgerungen ins Feld geführt, die im Fall des Schulfreundes dem Muster folgten, das Leo Strauss als "Reductio ad Hitlerum" bezeichnete. Mein Bruder diente mit dem entsprechenden Pendant der "Reductio ad DDRum" oder zeigte einem schlicht, was ne beleidigte Leberwurst alles für Register ziehen kann, wenn es darum geht, beispielhaft Gejammer in Szene zu setzen. Beide waren Spartaner, die einem kynischen Sonnenanbeter nicht gleichgültig sein konnten und verkörperten auf mustergültige Weise eine Mischung aus echter Bescheidenheit und echter Überheblichkeit, wie sie entsteht, wenn begabte Menschen sich nicht an die guten Ratschläge von Jesus Sirach halten. Immerhin predigten beide Wein und tranken dabei Wasser.
Der katholische Schulfreund versuchte durch sein eigenes Betragen der Welt vorzuleben und zu beweisen, dass wahre Kommunisten eigentlich doch die besseren Menschen waren und schottete sich gegen Kritik dadurch ab, dass er jedesmal, wenn das Gespräch eine Kernfrage berührte, das betreffende Thema als "ein typisches Thema, das nur dazu führen kann, dass man aneinander vorbeiredet" bezeichnete. Die Fantasie, die er entwickelte, um sich an Auseinandersetzungen vorbeizumogeln, bei deren Verlauf gewisse Widersprüche und entscheidende Punkte hätten herausgesiebt werden und ans Licht kommen können, war und ist immer noch beeindruckend. Schrecklich. Er brachte es tatsächlich fertig, den Themen die Schuld dafür zu geben, dass er nicht zu echter Auseinandersetzung fähig war. Haargenau so wie der Mann, der seine Frau verhaut, die Schuld dafür dem Alkohol gibt. Und heute versteckt er sich hinter Noam Chomsky und fügt hinzu, mit Chomsky sei er sich so einig, dass er ihn nicht einmal lese.
Der 18 Jahre ältere Bruder versuchte durch sein Betragen der Welt vorzuleben und dadurch zu beweisen, dass es einen Nationalsozialismus mit menschlichem Antlitz geben kann und diese Nationalsozialisten die besseren Menschen seien. Auch er schottete sich gegen Kritik durch eingebaute Immunisierungsmechanismen ab. Zum Einen achtete er sorgfältig darauf, nur durch Unterlassungssünden schuldig zu werden und nie gegen die 10 Gebote zu verstoßen. "Nulla culpa sine lege" könnte der kaltschnäuzige Wappenspruch sein, der ihn zu einer Art, manchmal geradezu sadistischen, Aikidos beflügelte. Zum Anderen setzte er jede der Vergangenheit gewidmete Betrachtung als müßige, rückwärtsgewandte Zeitverschwendung herab (sowohl, was die Geschichte Deutschlands anging, als auch die eigene persönliche Geschichte und die Geschichte unserer Familie) oder gar als kleinkarierten, nachtragenden Groll; und jeder Versuch einer rationalen Erörterung wurde zu einer zwanghaft dem Analysieren unterworfenen Manie abqualifiziert.
Ich kann sehr wohl verstehen, dass es für ihn, der bei Kriegsende gerade eben 5 Jahre und eine Woche alt war, als einem Flüchtlingskind wichtig war, nicht zurückzuschauen, nicht an das zu denken, was er in der Vergangenheit erlebt hatte und nur nach vorne zu schauen. Aber weshalb muss ich einen solchen Zusammenhang mühselig von alleine erschließen??? Und weshalb ist es ihm nicht möglich zu verstehen, dass es für mich als ins Wirtschaftswunder hineingeborenen Nachzügler unerlässlich sein muss, zurück zu blicken und das zu verstehen, was ich nicht miterleben konnte, während es meine Eltern und Geschwister in der Nachkriegszeit und zuvor erlebten???
Das Drollige ist, dass auch er sich heute - nachdem Bin Laden wieder salonfähig gemacht hat, was durch Gudrun Ensslin zum Schweinestall geworden war - für Ansichten stark macht, die ebenfalls Noam Chomsky vertritt. Man sieht mit einem Mal, zur Rechten wie zur Linken, zwei halbe Edle sich zum Ritter fügen, die beide gleichfalls stinken und zur Hälfte beide lügen. Ariost und Cervantes hätten ihre Freude an ihnen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Immunisierungsmechanismus
Zu dieser Situation, die mich lange quälte, fallen mir zwei Buchtitel von Italo Calvino ein: "Der halbierte Visconte" und "Der Ritter, den es nicht gab." Denn wie zwei halbe Menschen kamen und kommen mir auch heute noch diese beiden Menschen, die ich einmal sehr liebte, vor. Wie zwei Hälften, denen beiden etwas Wesentliches fehlt, das der andere im Übermaß besitzt. Beide sperrten und sperren sich gegen die Aufforderung "Consideretur et altera pars", beide sehnen sich nach Beachtung und beanspruchen sie, und beide empfinden vor Allem sich selbst als die "altera pars" und möchten, dass man ihre "alteritas" in Betracht zieht.
Und ich kam mir seit meinem 13. Lebensjahr in ihrer Umgebung immer vor, wie ein Ritter, der nicht existiert.
Michael Wolffsohn hat wieder mal recht
In trutina mentis dubia fluctuant contraria: lascivus amor et pudicitia. Sed eligo quod video, collum iugo prebeo; ad iugum tamen suave transeo.
Falls es jetzt tatsächlich zu einer Demokratisierung einer Reihe von arabischen Ländern kommen sollte, dann hat der oft geschmähte George Dabbeljuh rechtbehalten mit seiner Idee, einen positiven Dominoeffekt zu bewirken, indem er den Irak gewaltsam demokratisierte und ein unmissverständliches Zeichen setzte. Ich habe damals, als George W den Irakkrieg wagte, gedacht, "nur jemand, der einfältig genug ist, kann sowas wagen. Ein Intelltueller wie Pius XII wäre zum Zauderer geworden, aber vielleicht wird die Zukunft tatsächlich irgendwann (in Jahrzehnten stellte ich mir vor...) zeigen, dass Bushs Riecher sich nicht irrte." Ich musste daran denken, dass Jünger über Rommel sagte, der wäre der einzige gewesen, der die für einen Umsturz nötige Einfalt damals besessen habe.
Donnerstag, 10. Februar 2011
Im Anfang war ein abwehrendes Zurückscheuen.
Das Naturrecht scheint von unten links in den Prozess der Normierung und Verrechtlichung einzutreten, und sein Inhalt ist rechts oben angekommen, wenn er nicht mehr Gegenstand des Naturrechts ist, sondern Bestandteil einer Verfassung.
In der deutschen Sprache wurzelt die Vernunft im Vernehmen. Das hat Vor- und Nachteile. Es begünstigt die Unmittelbarkeit ratiomorpher Erkenntnisfähigkeit, aber auch die gefährliche Versuchung, dem Analogieverbot, "das gesunde Volksempfinden" entgegenzuhalten und den Sachsenspiegel zu aktualisieren.
Mittwoch, 9. Februar 2011
Hebbel und Lichtenberg
http://de.wikiquote.org/wiki/Christian_Friedrich_Hebbel
http://de.wikiquote.org/wiki/Georg_Christoph_Lichtenberg
Occidens stultitiam
Jacob Taubes - die Fleisch gewordene Gesprächsbereitschaft
Darauf Taubes: «Eigentlich ja, aber auf dem Rezept steht Taubes.»
Diese Anekdote illustriert, wie sehr sich Jacob Taubes mit dem Völkerapostel geistesverwandt fühlte.
Taubes und Heer
Taubes Korrespondenzen
Gespräch über Taubes
Taubes über Bloch
Taubes Vermächtnis
http://de.wikipedia.org/wiki/Jacob_Taubes
Montag, 7. Februar 2011
Trias
Die Zeiteinteilung in der Geologie beruht unter anderm auf immer wieder vorgekommenem Massenaussterben.
Während des Perm starben sogar etwa 90% aller Lebewesen aus. Über 90% der Meeresbewohner (zu denen schon die Fische gehörten) aber weniger als 90% auf dem Festland: Farne, Amphibien und Reptilien, Insekten, darunter enorme Libellen mit 1 Meter Flügelspannweite - Säugetiere und Vögel gab es damals noch nicht, es gab ja noch nicht mal Dinosauriere damals. Blumen gab es auch noch nicht. Das hört sich trostlos an. Aber ich bin mir sicher, dass die damalige Welt faszinierend und voller Farbe war und von den meisten damaligen Arten nur - wie zuvor bei der präkambrischen Fauna - kaum oder keine Versteinerungen entstanden. Auch die späteren Dinosauriere stelle ich mir so farbig vor, wie es heutige Echsen auch manchmal sind. Besonders die großen Sauriere, die keine Tarnfarbe brauchen. Trotzdem, eine Welt ohne Vögel und Blumen... Man wird nicht so recht warm damit als Homo sapiens.
Das Perm beginnt vor etwa 300 Millionen Jahren und endet vor etwa 250 Millionen Jahren. Merkwürdig ist, dass das Perm beginnt, als sich verschiedene Kontinente zu Pangaea vereinigt hatten. Dass Pangaea sich bildete, weil diverse Kontinente zufällig ineinander getrieben wurden, überraschte mich sehr. Ich hatte mir Pangaea als Exzentrizität des Erdballs vorgestellt, die später in Kontinente zerbrach. Aber so merkwürdig es ist, es war erst mal umgekehrt. Erst nachdem Pangaea durch zufälliges Ineinandertreiben der Ausgangskontinente entstanden war, brach es in neue Kontinente auseinander. Man stelle sich die 16 Kugeln des Poolbillard vor, wie sie auf dem Tisch hin und her laufen und auf einmal zufällig alle gleichzeitig an einer Stelle zusammenlaufen und eine Zeit lang aneinander festkleben.
Europa hat immer wieder mal teilweise unter, mal über dem Meeresspiegel gelegen. Das war vor dem Perm so und danach ebenso. Vor dem Perm tauchten während des Devon die ersten Fische auf (vor ca. 400 MJ). Im Karbon (350 MJ) formierte sich in Deutschland ein Hochgebirge, das während des Perm mit seinem großen Sterben auf Mittelgebirgshöhe aberodierte.
Auch diese Mittelgebirge gerieten mit der Zeit zum Teil unter Wasser und tauchten dann wieder auf, und zwar während des Trias. Deswegen findet man heute in den deutschen Mittelgebirgen drei verschiedene Sedimentschichten: eine terrestrische (Buntsandstein) und zwei marine (Keuper und Muschelkalk).
Im Trias (250 - 200 MJ) ging es mit dem Leben wieder weiter, bzw. es wurde fast wieder von vorne angefangen (wie bei Sisyphos, der den Stein wieder nach oben rollt). Zu diesem Neuanfang gehörten die Dinosauriere (235 MJ).
Auch in den Tälern gibt es Buntsandsteinböden, Muschelkalkböden und Keuperböden. Sie machen den Mineralreichtum zu einem besonderen Charakteristikum des Frankenweins. Der Buntsandstein am westlichen Rand des Mainvierecks eignet sich für Frühburgunder und Spätburgunder, der Muschelkalk am Maindreick für den Silvaner und der Keuper in Iphofen ebenfalls für den Silvaner.
Nochmal der Reihe nach zum Merken die ungefähren Zahlen (in Millionen Jahren), die den Beginn der genannten erdgeschichtlichen Phasen anzeigen.
400 Devon (Fische)
350 Karbon (Hochgebirge in Deutschland)
300 Perm (Massenaussterben auf der ganzen Erde)
250 Trias (drei Sedimentschichten, die durch Auf und Nieder Mitteleuropas entstanden)
235 Dinosaurier
0,0013 Weinanbau in Franken
Vor 1300 Jahren begann - dank der Benediktiner: "Ora et labora" - der Weinbau in Franken, der im Moselgebiet bereits vor mindestens rund 2000 Jahren - dank der Römer und Kelten (Gallier) - begann. Es gibt auch Autoren, die behaupten, die Griechen aus der griechischen Kolonialstadt Massilia (Marseille) hätten den Weinbau schon früher an Rhein und Mosel gebracht. Aber so richtig los ging es sicher erst, nachdem Caesar die Kelten in Gallien unterworfen hatte und Rom versuchte, sich nach Osten auszudehnen.
Hammelburg gilt als die älteste Weinstadt Frankens. Franken war während des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation das größte Anbaugebiet nördlich der Alpen, steht in Wikipedia. Man muss sich dabei aber vor Augen halten, dass es bis zum 16. Jahrhundert in Deutschland noch so warm war, dass es sogar Malaria gab. Außerdem wurde sogar an der Ostsee Wein angebaut (was vielleicht - vielleicht auch nicht - erklärt, weshalb es ausgerechnet in Lübeck eine Jahrhunderte alte Tradition des Rotweinhandels gibt), und man trank in Deutschland damals mehr Wein als Bier! Es war aber ein saurer Wein, der mit Honig gesüßt wurde, weil er sonst ungenießbar gewesen wäre. Ich werde diesen Wikipediaartikel korrigieren, sobald ich die Quellen dieser wesentlichen Zusatzinformationen gefunden habe. Die Klimatologen sind sich nicht einig, wann die kleine Eiszeit begann. Der Temperatursturz erfolgte auch nicht überall gleichzeitig. So findet als eine der Konsequenzen als Beginn in der deutschen Wikipedia das 15. Jahrhundert. In der italienischen das 14. und in der englischen - die die einzige ist, die auf diese Unterschiede hinweist - das 16. Jahrhundert.
Die Natur ist grausam und verschwenderisch. Das Leben ist eine hauchdünne Schicht auf dem Erdball. Das Universum ist fast völlig tot, es besteht zu etwa 75% aus Wasserstoff und fast zu 25% aus Helium. All die anderen Elemente sind nicht mehr als 2%