Stationen

Freitag, 29. November 2013

Ken de Souza




In Italien gibt es mehrere Geschichten wie diese. Hier die Geschichte eines Engländers, der aus einem Gefangenenlager ausbrach und von einer italienischen Familie aufgenommen und versteckt wurde, die erschossen worden wäre, wenn ihre großzügige Fürsorge ans Licht gekommen wäre. Es gab auch diesen Fall. Nur ein paar Kilometer entfernt von dem Ort, wo Ken de Souza aufgenommen worden war, wurde eine ganze Familie hingerichtet, die einen Kameraden de Souzas aufgenommen hatte.

Kens Sohn Ian

Wer erzählt mir eine Geschichte wie diese, die in Deutschland geschah? Eine einzige. Ein Bruder meiner Schwiegermutter war als Kriegsgefangener in einem deutschen Lager. Tausende Italiener wurden nach dem 8. September 1943 in deutschen Lagern interniert. Wurde einer von ihnen von einer deutschen Familie aufgenommen? Wurde ein russischer Deserteur von einer deutschen Familie aufgenommen? Konnte sich je ein Ausländer retten, jemand, der nicht, wie Marga Spiegel, perfekt deutsch sprach? In Deutschland werden Geschichten wie diese, die sich in anderen Ländern ereignet haben, nicht einmal erzählt. Mein Vorgänger im Palazzo Ginori (geboren 1915) erzählte mir, wie er bei Kriegsende in Russland bei seiner abenteuerlichen Rückreise nach Italien (zu Fuß, per Anhalter, in Güterwagons) immer wieder von russischen Familien aufgenommen wurde. In der Zuversicht, wie sie sagten, eine Familie in Deutschland oder Italien kümmere sich genauso um einen russischen Soldaten in Not.


Es ist das Fehlen solcher Geschichten, die Joschka Fischer zu der Bemerkung veranlassten, Deutschland müsse ausgedünnt werden.




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