Stationen

Donnerstag, 12. März 2015

App für Bespitzler und Hetzer

Endlich, der stern – Flagschiff des G+J Verlages, liefert wieder Volks-Knüller! Einen nach dem anderen. Die Redaktion scheint noch immer an der tiefen Kränkung zu laborieren, erlitten durch die sensationell in die Grütze gerittene Enthüllungsstory über “angebliche” Hitler-Tagebücher. Diese Schmach, diesen Knacks in der immer wieder selbst vergewisserten eigenen Grandiosität, gedenken die Deutungs-Feudalisten nun mit noch mehr vom Grandiosen auszugleichen: Grade erst der fulminante Launch der Stasi-Schnüffel-Denunziations-App, mit der stern-Leser bitteschön herausfinden sollen, wer unter den Freunden ein PEGIDA Liker ist, um dann sofortige, sanktionierende Maßnahmen einzuleiten.
Nun also JÖRGES. JÖRGES ist natürlich auch grandios. JÖRGES richtet über Menschen, die sich selbstverständlich nicht wehren können. JÖRGES listet furchtbare Verfehlungen eines Bürgers auf: Empörung, der war mal in der German Defense League! Empörung, der organisiert PEGIDA! Empörung, der muss ein Rechtsradikaler sein! JÖRGES blickt durch. JÖRGES spricht nicht mit dem Betreffenden, nein, JÖRGES lässt per Facebook recherchieren.
Überhaupt JÖRGES. JÖRGES inszeniert in Feldherrnpose – weisste Bescheid! JÖRGES. Ein Name, ein Schlachtruf, ein Donnerhall… so ähnlich wie… NAPOLEON. Oder STALIN. MAO. Mindestens MERKEL. JÖRGES. In diesen Sphären braucht’s keine Vornamen.
Und wir kleinen Schrumpler, die wir den stern am Kiosk kaufen dürfen? Wir sind angeekelt. Diese narzisstische Präsentation! Das redaktionelle Umfeld, das mitmacht! Der Verlag, der das druckt und vermarktet! Bääääh!
Von Nachdenklichkeit, von Bescheidenheit, von journalistischer Ehre keine Spur. Historisch sind wir grade Zeuge des Offenbarungseides eines gesamten Systems, einer am Tiefpunkt angelangten Verstrickung von Kartellen aus Politik und Medien. Kommt auch nicht alle Tage in dieser Größenordnung vor. Wow, und wir sind dabei!
Wir müssen uns keine Sorgen machen, der stern ist morgen schon Geschichte. So wie die Brigitte, die will auch keiner mehr lesen. Und mit diesen ehemaligen Vorzeige-Kandidaten der Nachkriegspresse wird vermutlich auch der G+J Verlag das Zeitliche segnen, es sei denn, Gala, Beef oder Schöner Wohnen reissen es noch mal raus. Just kidding. Nein, wir sitzen am Flussufer, nur ein klein wenig Geduld, dann treiben sie kieloben an uns vorbei und machen Platz für was Neues. Narzissten scheitern IMMER an sich selber!"

Tatjana Festerling

Schlimm genug, dass wir im germanophonen Raum di Schufa haben. Aber dass jetzt der Stern eine App zur Verfügung stellt, die zum social bashing animiert... Es ist einfach nur abscheulich.

Gestapodenunzianten, Stasidenunzianten und jetzt die Denunziationsapp. Immer wieder dasselbe Dreckpack. Anlass mal eine Stange für Italien zu brechen: mit all den Fehlern und Unvollkommenheiten, die sicher für Italien typisch sind, gegen diese niederträchtigen Versuchungen ist man in Italien bisher noch immun, zu mindest südlich von Modena.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.