Stationen

Dienstag, 14. Februar 2017

Intellektuelle Redlichkeit vs Pragmatismus?



"Ich habe ein großes, ein wichtiges Thema leider in einer Bierzeltrede vergeigt"  Höcke (einen Monat später beim Landesparteitag in Arnstadt)

Richard von Weizsäckers Rede am 8. Mai 1985

Björn Höckes vollständige Rede zum Nachlesen

Thorsten Hinz - Der Weizsäcker-Komplex / Eine politische Archäologie


"Und ich sagte eingangs, ich will auch mahnen, und das will ich an dieser Stelle tun und ich will das auch mit der gebotenen Deutlichkeit tun. Ich muss nämlich auch auf eine große Gefahr hinweisen. Die meisten von euch wissen, dass ich Parteien an sich eher distanziert gegenüberstehe und immer auch versuche, die Distanz für mich zu mir selbst und die Distanz zu mir als Parteifunktionär aufzubauen und zu erhalten. Denn jede Partei hat eine schlimme Tendenz, und das ist die Tendenz der Oligarchisierung und der Erstarrung. Diese Tendenzen, liebe Freunde, sind Parteien immanent, das sind praktisch die Naturgesetzlichkeiten des Parteienstaates, und ich muss kein Prophet sein um leider orakeln zu müssen: Auch die AfD wird irgendwann einmal erstarren. Und sie kann auch irgendwann meinetwegen einmal erstarren, aber bitte erst nachdem sie ihre historische Mission erfüllt hat.
[Applaus]
Aber sie wird umso schneller erstarren, desto eher sie sich vom Weg der Bewegungspartei und der Bewegungsfraktion verabschiedet. Wir müssen immer bedenken: Mit Bernd Lucke sind nicht alle die gegangen, die ihren Frieden mit der Rolle eines Juniorpartners in einer zukünftigen Koalition mit einer Altpartei gemacht haben. Manche von ihnen, manche von diesen Luckisten, sind geblieben. Das sind die, die keine innere Haltung besitzen, die Establishment sind und Establishment bleiben wollen oder so schnell wie möglich zum Establishment gehören wollen. Und, liebe Freunde,…
[Applaus]
...nicht wenige von diesen Typen drängen jetzt gerade in diesen Wochen und Monaten als Bundestagskandidaten auf die Listen oder als Direktkandidaten in den Wahlkreisen entsprechend nach vorne. Und nicht wenige werden – das muss man leider annehmen – ganz schnell vom parlamentarischen Glanz und Glamour der Hauptstadt fasziniert werden. Und nicht wenige werden sich ganz schnell sehr wohl fühlen bei den Frei-Fressen- und Frei-Saufen-Veranstaltungen der Lobbyisten.
[Applaus]
Und nicht wenige werden nach relativ kurzer Zeit nur eins wollen: Dass es für sie so lange so bleiben wird wie es dann sein wird. Liebe Freunde, ich will das nicht.
[Applaus]
Ich will Veränderung, ich will eine grundsätzliche Veränderung, ich will die AfD als letzte evolutionäre Chance für unser Vaterland erhalten. Ich will, dass wir diesen Halben einen Strich durch die Rechnung machen. Wir wollen das, denn wir wissen: Es gibt keine Alternative im Etablierten."  Björn Höcke

Höcke sagte, dass die deutsche Geschichte „immer nur mies und lächerlich gemacht“ werde. Und weiter: „Diese lächerliche Bewältigungspolitik lähmt uns. Wir brauchen eine erinnerungspolitische Wende um 180 Grad.“ Daraus machte die „Bild-Zeitung“: „Damit würde in Zukunft statt den Juden und anderen Verfolgten des NS-Regimes nur den deutschen Opfern des Zweiten Weltkriegs gedacht.“ Genau das, werte Kollegen, hat Höcke nicht gesagt, das ist eine Unterstellung, eine Lüge!
Höcke zum Holocaust-Mahnmal: „Die Deutschen sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in seine Hauptstadt pflanzt.“ Dieser Satz brachte den Mainstream zum Hyperventilieren…

Dabei hat Martin Walser bei der Verleihung des „Friedenspreises des Deutschen Buchhandels“ im Oktober 1998 in seiner Dankesrede ganz ähnlich, vielleicht noch schärfer argumentiert. Walser wörtlich: „In der Diskussion um das Holocaustdenkmal in Berlin kann die Nachwelt einmal nachlesen, was Leute anrichteten, die sich für das Gewissen von anderen verantwortlich fühlten. Die Betonierung des Zentrums der Hauptstadt mit einem fußballfeldgroßen Alptraum. Die Monumentalisierung der Schande.“ Walser sprach gegen die „Instrumentalisierung des Holocausts“, Auschwitz dürfe nicht zur „Moralkeule“ verkommen, die „Dauerpräsentation unserer Schande“ werde dazu instrumentalisiert, den Deutschen wehzutun oder gar politische Forderungen daraus abzuleiten.
Auch Spiegel-Gründer und – Herausgeber Rudolf Augstein formulierte damals ganz ähnlich: Dieses „Schandmal“ sei „gegen die Hauptstadt und das in Berlin sich neu formierende Deutschland“ gerichtet. Augstein bedauerte die Rückgratlosigkeit der Regierenden: „Man wird es aber nicht wagen, so sehr die Muskeln auch schwellen, mit Rücksicht auf die New Yorker Presse und die Haifische im Anwaltsgewand, die Mitte Berlins freizuhalten von solch einer Monstrosität“.
Nichts verdeutlicht den Niedergang der politischen Kultur und Meinungsfreiheit in Deutschland mehr als der Umstand, dass es für Walsers Rede im Oktober 1998 „standing ovations“ gab – auch die versammelte Regierungsspitze einschließlich des Bundeskanzlers Gerhard Schröder und vieler Minister erhoben sich von den Plätzen. Wenn heute aber ein AfD-Politiker dasselbe sagt, wird von einer „Nazi-Rede“ gesprochen…
Leider reihte sich auch AfD-Landeschef Marcus Pretzell in die Fronde gegen Höcke ein. Ausgerechnet gegenüber der Bild-Zeitung warf der Politiker seinem Parteifreund Höcke vor, er treibe „zum wiederholten Male“ „kluge und kritische bürgerliche Wähler“ der Partei „zurück in das Lager der Nichtwähler“.  Jürgen Elsässer


Michael Paulwitz  ist der Ansicht, die AfD stehe wiederum an einemScheideweg. Im Grunde schließt er sich Petrys Ansicht an, die AfD müsse entscheiden, ob sie wie die Republikaner enden wolle oder Erfolg haben,  wie die FPÖ.

Aber ist das wirklich so? Die Republikaner sind an ihren Platitüden, an ihrer geschichtsphilosophischen Beschränktheit, ihrer geschichtsblinden Borniertheit, ihrer spirituellen Dürftigkeit, ihrem weltanschaulichen Stumpfsinn gescheitert. Aber die AfD hat das Potential eine konservative Avantgarde zu werden. Giuseppe Prezzolini sagte: "Der Progressive denkt immer na morgen, der Konservative immer an übermoregn".
Die AfD hat genau das, was die Republikaner nicht hatten: brillante, scharfsinnige, charmante junge Männer.

Und die hat die Junge Freiheit und Sezession.

Es gibt nur zwei Wege, um das Problem Björn Höcke zu lösen:

Entweder man wirft ihn raus. Das wird aber nicht gelingen.
Oder man nimmt Martin Lichtmesz, Götz Kubitschek, Ellen Kositza und Martin Sellner in die AfD auf. Und geht endlich zum Gegenangriff über.

Gaulands kleinen Leuten gefiele die zweite Option.


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